04.09.2010

Der Henrik und der Knut

Der Henrik und der Knut schreiben gerne. Gedichte, Dramen, Weltliteratur und so. Der Knut ist in Österreich nicht ganz sooo bekannt- und beliebt- wie der Henrik. Nicht, dass der Knut nicht gut Geschichten und Gedichte schreiben könnte- er mag halt... naja... sagen wir es mal so: dem Knut ist die Menschen verachtende, völlig geisteskranke Politik von einem gewissen Herrn A. Hitler gar nicht so zuwider. Deshalb haben ihn die Norweger in den letzten Jahrzehnten jetzt auch nicht sooo gemocht. Aber irgendwie, naja, er schreibt halt so gut, sagen die Norweger. Seine Gedichte und seine Geschichten sind halt so schön und keiner beherrscht die Jonglage mit norwegischen Wörtern besser als der Knut. Darum ist er jetzt doch nicht mehr so doof und das mit den Nazis, naja, das ist jetzt schon schlimm, aber auch wieder nicht so schlimm, dass man ihn komplett aus der Literatur streichen könnte. Darum hat der Knut jetzt auch einen eigenen Platz vor der Bibliothek in Grimstad bekommen. Bravo, Knut!
Der Henrik hingegen, der ist auch in Österreich bekannt. Das ist der mit Peer Gynt und so. Aber nicht jetzt die Peer Gynt Suite- das war sein Freund, der Edvard (nein, nicht der von Twilight!). Auf jeden Fall hat der Henrik ein sehr bewegtes Leben. Und an dem haben wir heute teilhaben dürfen. Wir haben uns sooo viel anschauen dürfen von ihm: Sein Bett, seinen Schreibtisch, seine Bücher, die kleine Apotheke in der er gearbeitet hat, sogar seine Brille, seine abgezwickten Zehennägel (die hab ich ihm nicht zwicken müssen!) und seine Suppenschüssel und- ja voll viel halt.
Jetzt schreibt der Henrik so tolle Sachen und kriegt keinen Nobelpreis. Und stirbt dann auch ohne Nobelpreis. Schön blöd. Aber ein schönes Haus hat er gehabt, der Ibsen Henrik.
Und der Knut, der ist ja quasi überall in der ganzen Stadt Grimstad zugegen. Aber leicht hat ers nicht. Zum Beispiel: Damit er einen Brief aufgeben kann, muss er über einen riiiiiiesen Berg klettern um den dann in einen roten Briefkasten ("the amazing, red mailbox") zu werfen. Dem ist glaub ich gar nicht aufgefallen, dass direkt vor seinem Krankenhaus (wo er ist, weil er ja geisteskrank ist wegen der Nazigeschichte und so) eine Bushaltestelle ist. Hm. Dann müsste er halt nicht sooo weit gehen. Weil mit "age eighty-something" noch da drüber kraxeln ist auch anstrengend. Naja, was solls. Vielleicht kommt er eh von selber drauf. Aber ich glaub eher nicht, denn wer in einem Nachruf für Hitler schreibt "Er war ein Kämpfer für die Menschheit und ein Verkünder der Botschaft vom Recht für alle Nationen.” muss definitiv geisteskrank sein. Soll er doch über den blöden Berg latschen, der Depp.
Literaturnobelpreis hin oder her. Der Knut Hamsun, der war ein Nazi. Aber der ist jetzt auch tot. Und soviel wollte ich über sein Leben eigentlich gar nicht wissen.

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