28.11.2010

Der Countdown läuft...

Am ersten Adventsonntag verkatert aufwachen ist jetzt nicht ganz so toll. Aber was soll man machen, wenn doch WHITE T-SHIRT GOOD BYE Party war... da muss man schrecklich kreativ ganz arg viele Sachen auf die T-Shirts der Erasmus-KollegInnen schreiben und um kreativ zu sein braucht man Alkohol. Das weiß doch wirklich jeder- und wenn nicht, geb ich hier eine kurze Liste an kreativen Trunkenbolden:
Van Gogh, Munch, Picasso, Manet, Cézanne, Goethe...Woody Allen- der hat einmal gesagt:
"Der Mensch lebt nicht vom Brot allein. Nach einer Weile braucht er auch einen Drink"
Dieses Zitat haben sich scheinbar alle StudentInnen auf der Party zu Herzen genommen. Dementsprechend sehen die beschrifteten T-Shirts aus, dementsprechend heute auch der Gesundheitszustand vieler MitstreiterInnen.
Die folgenden Bilder sind chronologisch geordnet. Ich übernehme keinerlei Haftung für irgendwas. Die Dinge sind wohl etwas außer Kontrolle geraten...








Zu Beginn ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift unseres Studentenheimes


















Erste zögerliche Versuche...



















Mehr Alkohol- mehr Mut...


















Zuviel Alkohol- Übermut...














...und der tut selten gut (sagt mein Kopf heute).








Trotz schwerem Kopf und flauem Magen steigen wir heute bei -7°C und 60km/h Wind auf unser Rad um den ersten Advent mit unseren FreundInnen in der Stadt zu feiern. Der große Christbaum wird nämlich erleuchtet und ein Kinderchor singt und Kerzen und Weihnachten und Zeugs...



Naja- weil es nur noch acht Tage in Kristiansand sind, die Uhr tickt und mir von Tag zu Tag schwerer ums Herz wird, tut man sich diese mühsamen Witterungsverhältnisse an.

Auch wenn ich mich wirklich auf Österreich freue- aber all die coolen Leute nicht wieder zu sehen und keine pubertären Mottoparties mehr zu feiern, macht mich doch ein bißchen traurig. Genau aus diesem Grund steigt man bei den widrigsten Temperaturen auf das Rad und versucht noch so viel Zeit mit allen anderen zu verbringen wie nur möglich (auch wenn Cakesunday aufgrund extremer Kopfschmerzen für mich ausgefallen ist- sorry guys @ St. Olavs!).
Der Sturm wird laut Wetterbericht in der kommenden Woche zunehmen, das wird aber niemanden hindern, sich aufs Rad zu schwingen um Zeit mit Freunden zu verbringen.
Und das finde ich dann doch sehr weihnachtlich...

24.11.2010

Dr. Jekyll- Mr. Hyde

Wenn man mit dem Rad um Mitternacht nach einem Kinobesuch durch die Stadt zurück ins Studentenheim fährt und von betrunkenen, gröhlenden Norwegern angemacht wird, beginnt man die Stadt zu hassen. Weils kalt ist und der Wind geht und man eine halbe Stunde mitm Radl fahren muss und dann sind auch noch diese bescheuerten Norweger, die einem furchtbar am Nerv gehen, weil sie einfach kein Benehmen haben. In Österreich ist ja das ganz anders. Da fällt niemand vor lauter Rausch aus einem Lokal, niemand gröhlt wie ein Geisteskranker irgendwelche Sauflieder und schon gar niemand stänkernd radelnde Studenten an. Nein. So etwas passiert nur hier in Kristiansand.
Und dann gibts auch noch diese Wasserstoff Tanten, die offenbar auf das Angebot der Uni zurückgekommen sind, sich Solarienbesuche aus medizinischen Gründen verschreiben zu lassen. Die vertragen sowieso keinen harten Alkohol- die werden da total aggressiv und verpassen österreichischen StudentInnen (ja! Männlein und Weiblein!) zuerst ein blaues Auge und lassen die Opfer dann auch noch mit Handschellen von der Polizei abführen, indem sie behaupten sie wären geschlagen worden. Das Ganze nur, weil die Österreicherin auf ihrem gepachteten Platz am Tisch getanzt hat. In Österreich kann man Tische nur reservieren, wenn man sich dann ZU Tisch begibt um dort zu essen. Aber vielleicht sollten wir mal einen Tisch pachten um DARAUF zu tanzen. Jedenfalls mögen betrunkene Norwegerinnen keine anderen Frauen, weil die ja Jagdkonkurrentinnen sind. Eine Promillegrenze für Jägerinnen an einem Donnerstag Abend in der hiesigen Sportbar scheint es nicht zu geben. Erlegt wird alles, was einen Penis hat. Eigentlich gibts eine Promillegrenze nur für ausländische StudentInnen, die gerade erst zur Türe rein sind und sich ein Bier gekauft haben. Ein Bier reicht auch- da kann man die Herrschaften gleich wieder ins Freie befördern. Vertragen ja sowieso nix, die blöden Deutschen und die dämlichen Schweizer.
Macht doch ein nettes Bild von jungen NorwegerInnen, oder? Betrunken, hochgradig aggressiv, ausländerfeindlich. Klingt wie ein FPÖ Parteitreffen im Müllnerbräu.

Aber- dann gibt es jene Tage, an denen man Mr. Hyde sagt, er soll verschwinden und auf wundersame Weise Dr. Jekyll erscheint- so geschehen am vergangenen Sonntag. Dr. Jekyll ist in diesem Fall Brandon, ein in Norwegen lebender Amerikaner, der uns zum Thanksgiving Dinner eingeladen hat.
Die Speisekarte- unglaublich! Von mashed potatoes über sweet mashed potatoes zu Maissalat, gemischtem Salat, cranberry sauce, stuffing (Fülle) zum echten toten, amerikanischen Trutenputen- kurz "Turkey" genannt. Als Nachspeise: verschiedene Eissorten mit noch warmen Brownies dazu. Und Rotwein. Viel, leckerer Rotwein! Was soll ich sagen! Ein Festmahl! Das Beste, das ich in Norwegen jemals gegessen habe!
Alles von Brandon mit ein bißchen Hilfe seiner norwegischen StudienkollegInnen selbst gemacht. Sieben Stunden sind sie in der Küche gestanden und es war das beste Thanksgiving Dinner, das ich jemals hatte. Dass es mein erstes war, tut hier nichts zur Sache. Junge NorwegerInnen in der viel zu kleinen Küche, die lustig und gesprächig sind. Nach fünf Minuten finde ich sofort ein gemeinsames Gesprächsthema: Die Heldentaten von Kjetil Andre-Aamodt und Lasse Kjus. Also nicht nur Fußball, sondern auch Skifahren verbindet. Irgendwie... Und Verdauungszigaretten, die man nach zwei Tellern mit turkey, salad, stuff, cranberry sauce, mashed potatoes und vier Gläsern Wein raucht, verbinden auch. Da erfährt man, dass Menschen aus dem Norden (meine Verdauungszigarettenfreundin aus Tromsö) nicht sooo gern im Süden (Kristiansand) sind, weil hier alle Snobs wohnen. Die glauben nämlich, sie könnten sich alles erlauben, so die nette Tromsöeranerin (?!?). Ich finde, sie ist toll!


Wenn ich mich also entscheiden müsste, ob ich den helleren, warmen Süden mit vielen Mr.Hydes nehme, oder den finsteren, kälteren Norden mit den netten Dr. Jekylls- dann würde ich Salzburg nehmen. Weil da ist's nicht so weit heim zu meiner Mama.

23.11.2010

Lache nie über die Dummheit der anderen. Sie ist deine Chance. (Winston Churchill)

In diesem Fall ist es so, dass MEINE CHANCE die Dummheit zweier Draufgänger ist. Es ist MEINE CHANCE einen Blog über ihre Dummheit zu schreiben und zu wissen, dass die Lacher garantiert auf meiner Seite sind.
Meine heutigen Hauptdarsteller sind William (USA) und Dennis (SUI). Die beiden Herrschaften haben, um ihre Männlichkeit zu unterstreichen, im August den Entschluss gefasst, pro Monat einmal ins Meer schwimmen zu gehen, koste es, was es wolle. Gesagt- getan.


August und September- pffff! Pipifax, das braucht man nicht erwähnen, da war ich auch noch im Wasser.

Oktober- schon etwas härter (alle tragen dicke Jacken, die Jungs sexy Badeshorts)


-> Badeaktion im Oktober William, Jasmin und Dennis (pic by Dennis- THX!)



Aber November ist richtig hart! Man könnte auch dumm dazu sagen. Klingt aber zu negativ und dazu mag ich die beiden zu gerne. Also nennen wir es nicht DUMMHEIT, bei Null Grad Außen- und sechs Grad Wassertemperatur ins Meer zu gehen, nennen wir es HÄRTE.
Aber bevor ich hier noch länger die Heldentat der beiden Jungs schreibe (sie haben gekreischt wie Mädchen, als sie ins Wasser liefen), zeige ich lieber eine Fotostrecke (Fotos sind nicht sooo toll, weils schon ziemlich dunkel war um 16:20):



























































Übrigens:
Beide Jungs erfreuen sich nach dieser Badeaktion bester Gesundheit- in einer Woche ist schon Dezember, da wirds dann Zeit für ein letztes eisiges Bad.




Ich nehme Churchills Zitat zurück und klaue mir ein neues, schlaueres:

Mut ist, wenn man Todesangst hat, aber sich trotzdem in den Sattel schwingt. (John Wayne)

20.11.2010

wer fürchtet sich vorm nervenzusammenbruch?

niemand! – und wenn er aber kommt? – dann laufen wir davon!
wer die keks ein bisschen besser kennt, der weiß: länger am selben fleck ist nicht so ganz ihr ding. und da wird sie dann am dienstag abend ... sagen wir mal ... seltsam. nach einer langen liste von dingen, auf die wir uns freuen, wenn wir wieder zu hause sind – in erster linie alle möglichen formen von essen, dass es nur bei mutti gibt – gehen wir (unzufrieden) ins bett. mittwoch morgen dann ist die keks plötzlich wieder wie ausgewechselt. wieso? "wir haben das auto vom andi! fahren wir irgendwo hin!!!" – "wohin denn?" – "egal, hauptsache weg!"
wer den dodo jetzt ein bisschen besser kennt, der weiß: an einem freien tag, ohne vorankündigung irgendwo hin fahren, ohne zu wissen wohin ist nicht so ganz sein ding. aber los geht's, wenn man schon mal ein gratis auto haben kann ... außerdem kann die keks ja relativ überzeugend sein... "i foa aloa a, is mir wurscht"... "jaja, ich komm ja eh mit!"
aber wohin denn jetzt? nach arendal in die eislaufhalle – so der grobe plan.
am weg nach arendal kommen wir bei lillesand vorbei. das haben wir ja schon mal bei unserem ausflug nach world famous grimstad, um das world famous haus mit dem world famous schreibtisch von world famous henrik ibsen zu sehen, gestreift. aber ist ja ganz schön dort, also runter von der autobahn (haha, genau... autobahn, so was gibt's ja hier gar nicht wirklich) und nach lillesand (die eishalle sperrt sowieso erst wieder um 17.00 auf).
lillesand ist... kalt... windig... und kalt. aber ganz schön. eine frage, die wir uns stellen, als wir vor der örtlichen kirche stehen ist "wieso geht man eigentlich immer zuerst zur kirche, wenn man irgendwo hin kommt?" ist wohl ein touristen-ding. lillesand ist jetzt ganz nett, aber irgendwie unspannend, also suchen wir uns das nächste café um uns einen cappuccino zu genehmigen. das café ist direkt neben der nobelboutique "hermine" über die ich mich ganz besonders freue. nicht als harry potter fan, sondern als sohnemann, aber das nur als detail am rande. neben dem café gibt's auch noch einen skate-shop mit jede menger phattem stuff für coole people (oh, meine pseudo-jugendsprache war auch schon mal glaubwürdiger). die verkäuferinnen aber jenseits der 50 und mal keine viel zu laute "duntz duntz duntz"-musik. fanden wir beide sehr nett. mal was anderes. die beiden haben sich die ganze zeit über in dieser phantasiesprache unterhalten, die wohl allgemein als norwegisch bezeichnet wird. wir haben uns vorgestellt, dass sich der dialog etwa so abgespielt hat. "mein enkel hat gestern seinen ersten kick-flip gestanden!" – "ja? ach, sie werden so schnell groß!" – "ja, es kommt mir fast so vor, als wär's gestern gewesen, dass ich ihm seinen ersten fetten hoodie geschenkt hab".
übrigens als kleine randnotiz: keks ist mittlerweile geheilt und gut ausgesprochen gut aufgelegt. ich hab mich mittlerweile akklimatisiert und bin ebenfalls guter laune.
also, weiter geht's nach arendal. wo ist denn die eislaufhalle? äh ja, finden wir schon. wie denn? navi? ja, gut. wo ist denn in dem auto der zigarettenanzünder? hm... keine ahnung. kein zigarettenanzünder – kein navi. naja, dann old school, mit fragen und so. "gaaaaanz einfach. hier gerade über die ampel, dann über zwei kreisverkehre gerade drüber und dann nach 300m links" – okay, danke. das problem ist, das ziel ist offensichtlich das krankenhaus. dann doch mit navi? wo ist der blöde zigarettenanzünder? nach 15 minuten finden wir ihn und geben die adresse ins navi ein. jetzt ist das navi zuerst ganz aufgeregt und schickt uns links-rechts-geradeaus-links-links-überdenkreisverkehr und so weiter. und dann wird es ein bisschen übermütig und schick uns auf einen fußweg mit gefühlten 50% steigung. den nehmen wir natürlich nicht und verwerfen die idee mit eislaufen. naja, schauen wir uns halt arendal an.
und arendal ist schick. der erste weg hier ist nicht zur kirche – aber keine sorge, die sehen wir uns später noch an. nein, wir gehen ins kino. (hier auch gleich ein kleiner filmtipp: red - retired and extremely dangerous. sehr unterhaltsam)
davor gehen wir aber noch ein bisschen spazieren – wir haben uns erst mal nur die karten gekauft. keks kauft sich eine tasche und jeder weiß, taschen und schuhe heben die laune einer frau ganz beträchtlich. was hebt dodos stimmung? spielzeuggeschäfte – aus selbigen werden wir auch fast hinausgeworfen, weil wir fotos machen mit stormtrooper masken. das darf man hier aber nicht, weil der laden top secret ist. (wir fragen uns hier auch, wie es sein kann, dass man als spielverderber in einem spielzeugladen arbeiten darf, beschließen aber, diese frage nicht zu stellen)
nach dem film geht's ab "nach hause" und keks' akkus sind wieder aufgeladen um die nächsten wochen zu überstehen und der anfangs grummelige dodo ist auch sehr zufrieden mit dem tag. danke andi!
anm.: das erste bild ist arendal bei nacht. das zweite bild keks in lillesand – deutlich besser gelaunt als 24 stunden vorher.

18.11.2010

Warum hat Norwegen die höchste Lebensqualität?

Laut UN Bericht findet man in Norwegen die höchste Lebensqualität weltweit (die waren noch nie im Salzkammergut!). Warum das so ist?- diese Frage versuche ich mit dieser Anekdote zu beantworten.
In Norwegen muss man nie dort sein, wenn man dort (wo auch immer) sein müsste. Deshalb sind wir heute zum dritten Mal MITTEN IN DER NACHT (06:45!!!) aufgestanden, haben unsere Radschlösser mit hauchen und kratzen enteist, sind bei Gegenwind und Polarkälte zur Uni geradelt, haben uns dort zur Belohnung eine Zimtschnecke zum Frühstück gekauft, haben uns dann mit 50 anderen Exchangestudents in den Hörsaal gesetzt und gewartet. Zwanzig Minuten lang. Bis ein netter, hagerer bebrillter Mann (Harry Potter in 25 Jahren....) gekommen ist um uns zu sagen, dass wir bitte raus gehen sollen, weil wir hier nicht Unterricht haben. Wer überhaupt unser Professor ist, will er auch noch wissen.
"Der Nils. Soso. Hm. Ja. Dann ruf ich ihn mal an." sagt der nette norwegische Herr Potter. Drei Minuten später meint er:" Hm. Ja. Also- Nils ist auf dem Weg nach England, er hat aber eine Nachricht auf Fronter (Anm.: Studierendenplattform) hinterlassen." Großes Gemaule. Leise hört man:" Da ist gar nix gestanden, ich hab in der Früh noch reingeschaut." oder "Schon wieder. Dass der nie da sein kann" oder "Wozu steh ich eigentlich noch auf, wenn eh nie jemand von den Professoren in der Früh da ist!". Tja. Eine berechtigte Frage, wie ich meine.
Wieso stehe ich drei mal um 06:45 auf, quäle mich bei Gegenwind und Polarkälte mit dem Rad an die Uni um mich dann drei mal von vortragenden Professoren (JA! in diesem Fall waren es nur Männer!) versetzen zu lassen- ach so und: natürlich wird das Fach nachgeholt. Immerhin müssen wir ja wissen, warum Norwegen so eine "wealthy country" ist und hier die höchste Lebensqualität herrscht. Ich weiß warum:
Norwegen ist so schrecklich toll, weil sie Öl und Gas haben und weil sie ein weltweites StudentInnen Credo im gesamten Alltag umsetzen, das den Ausführenden selbst IMMER glücklich macht:
WER NICHT KOMMT- HAT FREI.

14.11.2010

Same procedure as every Sunday....

Definition: Als Kater oder Katzenjammer (medizinisch (griech.) Veisalgia) bezeichnet man umgangssprachlich das Unwohlsein und die Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit eines Menschen infolge einer leichteren Alkoholintoxikation. Die auslösende Alkoholmenge variiert von Mensch zu Mensch. Wissenschaftler gehen davon aus, dass ein Kater bis zu drei Tage lang die Leistungsfähigkeit einschränken kann. (Quelle:Wikipedia- was sonst) "Beeinträchtigung der körperlichen und geistigen Leistungsfähigkeit eines Menschen infolge einer leichteren Alkoholintoxikation" ist meine Lieblingsstelle. In unserem Fall ist die leichtere Alkoholintoxikation ausgelöst worden durch einen übertriebenen Konsum von VODKA.

"Wodka (slawisch vodka, eigentlich Wässerchen) ist eine meist farblose Spirituose mit einem Alkoholgehalt von mindestens 37,5Volumenprozent. Er zeichnet sich besonders durch seinen fast neutralen Geschmack und das Fehlen von Fuselölen, Aromen oder anderen fermentierten Stoffen (außer dem Alkohol selbst) aus. Er wird entweder pur getrunken oder in Cocktails vermischt." (Quelle:Wikipedia- was sonst). Man kann ihn auch ganz gut mit Bitter Lemon mischen und dann in eine Halbliterflasche umfüllen.

Wenn man das dann noch mit ein paar Bierchen garniert und vielleicht ab und zu bei einer anderen Plastikflasche gefüllt mit GinTonic nascht, dann passiert folgendes:

"Ein Zustandsbild nach Aufnahme einer psychotropen Substanz mit Störungen von Bewusstseinslage, kognitiven Fähigkeiten, Wahrnehmung, Affekt und Verhalten oder anderer psychophysiologischer Funktionen und Reaktionen. Die Störungen stehen in einem direkten Zusammenhang mit den akuten pharmakologischen Wirkungen der Substanz […]“ (Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information: ICD-10-GM Version 2010)

Und das wiederum löst dieses hier aus:
Hauptsächliche Ursache der Kopfschmerzen ist die durch den Alkohol entstandene Dehydratation des Körpers mit dem daraus resultierenden Dysequilibrium (schneller Entzug von Stoffen aus dem Blut). Außerdem wirkt sich die Denaturierung und Stimulierung körpereigener Eiweiße (Zytokine) durch Acetaldehyd aus, einem Zwischenprodukt beim Abbau des Ethanols. Des Weiteren führen die giftigen Abbauprodukte der Fuselalkohole zu den bekannten Symptomen. Sie führen zu einer verminderten Herzleistung und verhindern so eine ausreichende Versorgung des Gehirns mit Sauerstoff. Der gleichzeitige Konsum von Nikotin mit Alkohol verstärkt die Kopfschmerzen.
Wie man es bekämpfen kann?- Laut Literatur folgendermaßen:
Häufig greift man gegen die Kopfschmerzen auf erhöhte Flüssigkeitsaufnahme sowie auf die Kühlung des Kopfes, z. B. durch Kühlkompressen etc. zurück. Magenschmerzen hingegen werden meist mit Magentees, wie z. B. Melissentee, und etwas fetthaltigem Essen bekämpft. Auch soll ein erhöhter Blutzuckerspiegel, welcher z. B. durch den Verzehr von süßen Früchten oder Honig erreicht werden kann, den Alkoholabbau beschleunigen und unterstützen.

Auf Deutsch heißt das:
Zum Frühstück erstmal weiche Eier, viel Käse, aufgebackene Brötchen, Tee und Orangensaft. Danach gleich wieder ins Bett legen und den 5. Teil der Harry Potter Saga anschaun (als Recherche für das dramatische Finale am Freitag im Kino), danach Cola trinken und wieder hinlegen. Zeit für "Accidentally on purpose". Und morgen sind wir sicher wieder gesund!
Gesundheit des Menschen ist laut Weltgesundheitsorganisation „ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.

09.11.2010

let it snow, let it snow, let it snow!!!

endlich ist hier mal richtig winter. mit schnee und allem was dazu gehört – ja, auch eis, eingefrorene fahrradschlösser und so weiter, aber eins nach dem anderen.
keks weckt mich also gestern auf und sagt "es liegt schnee draußen" – jeder der sie ein bisschen besser kennt, weiß, dass sie ein klitzekleines bisschen euphorisch war, ob der weißen pracht. der dodo freut sich auch drüber, aber nicht ganz so euphorisch, weil uni und schnee und fahrrad – schlechte kombi... die keks ist clever und zieht sich die regenhose an, es schneit nämlich noch... voll. der dodo meint nur "ach, von schnee wird man ja nicht nass, ist ja kein regen" ... mhm... ich sag's mal so, ca. 20 minuten später kann sich keks ein "ich sag da jetzt nichts dazu" nicht verkneifen und ich sitz mit nasser hose in der vorlesung... apropos vorlesung – der professor kommt nicht, weswegen wir in der kafeteria frühstücken, es eine stunde später nochmal versuchen – vielleicht waren wir ja zu früh da, aber nichts da. kein prof. keine uni. kein problem, wir wollen an den strand, bei schnee, das gab's noch nie! also los!
zu hause noch kurz dicke socken anziehen, kamera klar machen und los geht's.
erste mission: blöd schauen, weil man so was echt noch nie gesehen hat. es schneit, im hintergrund scheint die sonne, man steht am meer und da ist schnee, und sandstrand und... uiuiui...
zweite mission: günther... günther ist unser schneemann... am strand... hihihi!!!
dritte mission: fotos machen... unzählige fotos.
vierte mission: dem outdoor-kindergarten neidisch beim bobfahren zuschauen und 20 minuten später eine facebook einladung zum ersten kristiansander sack'lrutschcontest versenden... leider musste diese veranstaltung heute aufgrund schlechter schneeverhältnisse abgesagt werden.
apropos heute. heute kamen eher die schattenseiten des wintereinbruchs zu tage und ich möchte hier auch explizit darauf hinweisen, dass sich keks hier rausgemogelt hat, weil sie sich den letzten platz in thomas' auto ergattert hat und ich ganz allein mit dem rad'l fahren durfte.
ich gehe also vor die tür und lieg schon mal fast auf der schnauze, weil aus schnee matsch und aus matsch eis wurde. dass das fahrradschloss eingefroren ist muss ich hier wohl nicht erwähnen, aber nach 5 minütiger hauch- und händereibbehandlung lässt es sich tatsächlich aufschließen und nach weiteren 3 minuten lässt sich auch der schlüssel wieder abziehen.
also schwingt sich der ambitionierte dodo aufs rad – nein doch noch nicht. der gefrorene schneematsch ist nämlich quasi nicht befahrbar, weil man permanent in 5 cm tiefen spurrinnen herumrutscht und von simplen geradeausfahren weit entfernt ist. also die ersten paar meter schieben und dann die hauptstraße benutzen, die sich so halbwegs befahren lässt.
nach wenigen metern wird klar, nicht nur das schloss ist eingefroren, auch die gangschaltung, weswegen ich die 2,5 km im ersten gang strampelnd absolviere. hektisch strampelnd. hin und wieder wird das rad geschoben. und wieder strampeln.
bei der uni angekommen – richtig, schloss anhauchen, reiben und hoffen, dass der schlüssel danach wieder heraus geht.
trotzdem freuen wir uns immer noch wie schneeköniginnen über den schnee.

08.11.2010

Spice up your life oder: We've got it going on

"Was soll ich jetzt bitte mit meinen Brüsten machen?" - Diese Frage stellt sich eine verzweifelte junge Dame, ob der anstehenden Party. Nicht, dass die gute Frau zu wenig Oberweite hätte- aber das Motto der Party "BRAVO HITS- 90s Party" fordert ein perfektes Outfit- als Posh Spice alias Victoria Beckham. Und als die Beckham noch bei den Spice Girls war, hatte sie auch noch Holz vor der Hütte. Egal.



WICHTIG!!!! Link anklicken, bevor weiter gelesen wird und Boxen bis zum Anschlag aufdrehen!
http://www.youtube.com/watch?v=u7WJmIYvV4o&feature=rec-LGOUT-exp_fresh+div-1r-10-HM

Also von vorne:
ROLIGHEDEN (das ist der Ortsteil von Kristiansand, in dem wir wohnen) lädt zur BRAVO HITS Party und erwünscht ist alles, was stillos und aus den 90ern ist. Nach einem wiederholten Besuch im Shalam (wir müssten mittlerweile echt Rabatt kriegen in diesem Secondhand Laden), einem verzweifelten Rundgang in der Einkaufsstraße stellen wir fest: die derzeitige Mode in Norwegen ist 90s Retro. Karierte Flanellhemden soweit das Auge reicht, enge Kreppstoff Kleider in ekelhaften Farbkombinationen (GRÜN-SCHWARZ!!! ich hasse es!!!) und Blümchenkleider (ja- ich hab so was auf der Bad Taste Party getragen, die verkaufen das hier um viel Geld!!!) im Grunge-Look. Und die Norwegerinnen ziehen das ernsthaft an. Also fällt Casual Wear flach- soviel ist klar.
Die Wahnsinns Idee der Schweizer Mädels: Dress up as SPICE GIRLS! Da sind wir also: Alva, Jasmin, Silvi, Laura und ich alias Posh, Scary, Baby, Sporty und Ginger Spice. Dem großen Comeback der berühmtesten Girlband aller Zeiten steht nichts mehr im Wege! GIRLPOWER!!!
Doch dann der Schock- der Busen ist zu klein. Zumindest bei drei von uns. Was tun?- das klären wir später.

Zunächst muss richtig schlechte 90er Eurodance Musik organisiert werden. Kein Problem. Der Andi macht das. Danke Andi!
Der Raum in Roligheden?- Perfekt. Es gibt eine Knutschecke, eine Dr. Sommerteam Ecke mit einer Box mit Zettelchen, auf denen so manch verzweifelte Frage landet (keine davon ist jugendfrei und ich weigere mich, die Schweinereien abzutippen). Natürlich darf eine Tanzfläche nicht fehlen.
PERFEKT!


Das Styling- easybreesycheesy. Alles quitschig und hauteng. Aus allen Schränken wird zusammengetragen und kombiniert, bis der Look stimmt. Make-up in Tonnen, das restliche Kunstblut in Gingers Haare schmieren, die Schuhe mit Alufolie überziehen, roter Lippenstift drauf- HERE WE GO!
Ach so und....das Busenproblem?- Ich löse es nun. TATAAAAAAAAAAAAAA!
Lösung 1: Socken
Lösung 2: Klopapier
Lösung 3: 2 Push-up Bhs übereinander
(Wer jetzt was anderes erwartet hat, tut mir leid. Brustimplantate sind auch in Norwegen schweineteuer und die Krankenkasse zahlt das auch hier nicht.)
Die SPICEGIRLS sind bereit für das Comeback des Jahrtausends.


Doch auch eine andere Truppe hat sich für ein Megacomeback angesagt: die Backstreet Boys. Anstatt fünf erwarten uns nur noch vier (Dodo, Tristan, Dennis, Phillip) und die können sich auf kein Outfit einigen, also kein Comeback des Comebacks.
Dodo ist aber tapfer und versucht sein Comeback als A.J.- mit unglaublichem Erfolg. Er sieht aus wie A.J. (super Tribal und Kreuz Tattoos, toller Party und perfekter Mittelscheitel), feiert wie A.J. und tanzt wie A.J. (Ja. Er hat es schon wieder getan.)





Unser großer Auftritt verläuft anfangs schleppend. Erst gegen 21:30 füllt sich langsam die TV Stue in Roligheden (Beginn wäre um 19:30, aber wen interessierts...)- doch dann finde ich mich in meiner Pubertät wieder. Kein Lied, wo ich den Text nicht kann, kein Lied, wo ich nicht innerlich "maaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!!!!" juble, kein Lied ohne damit verbundener Erinnerung. Dass die 90er so unfassbar gute Partymusik hervorgebracht haben...
Hier ein kleiner Auszug aus der Playlist:
Mr. President: Coco Jambo
Haddaway: Baby don't hurt me
Ace of Base: All that she wants
Backstreet Boys: I want it that way
Spice Girls: Wannabe
MC Hammer: Can't touch this
Naughty by Nature: Hip Hop Hooray (noch immer mein Favourite!!)
Venga Boys: Boom Boom Boom Boom....
Blümchen: Piep Piep kleiner Satellit...
Dr. Alban: Sing Halleluja


Und genau dann, wenns am besten wird (zerbrochene Gläser, Knutschis in der Knutscheecke und auch sonst wo...) geht die Türe auf und ein lustiger kleiner (ich meine mich erinnern zu können, dass er lustig und klein war...) Security sagt, dass es auch schon Zeit fürs Heitibetti ist (um 01:00). Ich weiß nicht, was mit den Norwegern los ist um ehrlich zu sein. Wenn in Gosau um ein Uhr früh ein Security sagen würde, dass Sperrstund' ist, würde ihm vermutlich ein Bierkrug entgegenfliegen. Aber bitte.
Wir sind zivilisiert, deshalb stellt sich Gingerspice leicht wackelnd (Vodka Apfelsaft sollte man nicht in Halbliterflaschen abfüllen, des übersiagt ma...) am Tisch und brüllt: "PACK YOUR BAGS AND LEAVE!!" Kurze Ruhe. Alle starren mich an. Niemanden interessierts. Mir is es auch egal, also weiter geht die Party. Eine Stunde später kommt das lustige Kerlchen wieder. Ich wieder rauf auf den Tisch, lalle noch mehr als vorher (diese Halbliterflaschen... man sollte sie nicht nachfüllen), Zach hilft mir die Leute rauszuschmeißen und dann ist die Party auch schon vorbei. Italien meint:" I wanna see you downtown in half an hour!" Ich antworte top motiviert: "Hell yeah! For sure!" Und liege 40 Minuten später im Bett. Geduscht (mit rosaroten Haaren, die ich noch immer habe, weil sich Kunstblut doch nicht sooo leicht rauswaschen lässt), betrunken und hundemüde.
Am nächsten Morgen stelle ich fest:
Mit 29 befindet man sich weder soziologisch noch irgendwie sonst in der Pubertät. Mein Körper signalisiert mir, dass ich 13 Jahre zu alt bin und mein Ohrwurm signalisiert mir, dass mein heutiger Musikgeschmack doch um einiges besser ist- oder findet heute irgendwer ernsthaft "BOOM BOOM BOOM BOOM I WANT YOU IN MY ROOOOOOM" noch toll???

Nach diesem Jahrhundertcomeback möchte ich als Gingerspice Posh-, Scary-, Sporty-, Babyspice, Gott, meiner Mama, meinem Hairstylisten, meinem Make-up Artist, meinen Fans und der Pharmaindustrie DANKE sagen. Ohne euch wäre dieses Comeback nicht möglich gewesen!!!
If you wanna be my lover, you gotta get with my friends,
Make it last forever friendship never ends,
If you wanna be my lover, you have got to give,
Taking is too easy, but that's the way it is.

03.11.2010

so viel spaß hatte ich nicht mehr seit...

... letzten freitag um ehrlich zu sein, aber darum geht's ja jetzt nicht. aber warum hatte ich denn spaß? weil wir in die schule gehen durften. nicht jetzt die universitetet sondern eine richtige schule. für kleine menschen. kinder halt.
keks und ich durften, obwohl wir keine norsec studenten sind (das thema hatten wir ja schon mal), eine 2. schulstufe der krossen skole besuchen.
am weg dort hin fühlen wir uns irgendwie wie in hallein, dort angekommen eher lehen - altes schulgebäude und runtergekommener hof. wo sollen wir denn hin? eine freundliche dame mit warnwese (?!?) bringt uns zu der lehrerin mit der wir den tag vereinbart haben. das lehrerzimmer gleicht keinem lehrerzimmer wie man es bei uns kennt (kleine versiffte kammerl mit einer alten kaffeemaschine, einem aschenbecher und einem kleinen, alten tisch mit ein paar stühlen... so hab ich's zumindest aus meiner schulzeit in erinnerung) - nein, wir fühlen uns eher wie in einem schicken, kleinen, gemütlichen kaffeehaus. überall gemütliche couches und kleine tischchen um die sich die lehrer und lehrerinnen (ja, wir gendern) versammeln und tee trinken. die lehrerin erklärt uns, dass die bilder an den wänden von namhaften norwegischen künstlern stammen und am jahresende immer in einer lotterie unter den lehrerinnen und lehrern verlost wird. außerdem erklärt sie uns, dass das nur der pausenraum ist. im oberen stock ist das "arbeitszimmer", wo jeder lehrer und jede lehrerin (ja, wir gendern immer noch) einen eigenen schreibtisch mit computer hat. aber weiter mit "wieso wir spaß hatten und so"...
die nette lehrerin führt uns zu der klasse, die wir in den nächsten stunden begleiten dürfen. die klassenlehrerin (ursprünglich aus ungarn, für wen auch immer das hier relevant ist...) stellt uns kurz der klasse vor, die uns mit einem volksschultypischen "gooooooooood moooooooooorgen" im chor begrüßt. wir nehmen hinten platz und lauschen einem klassengespräch in phantasiesprache (norwegisch). wir verstehen fetzen und es geht wohl um halloween (oder helloween... ich lern's nie). später in der pause erzählt uns die lehrerin, wie das gespräch wohl verlief: "was wart ihr denn zu helloween?" - "ein vampir" - "ein krokodil" - "ein zombie" - ein kind zeigt auf "meine eltern haben sich getrennt" - "äh, ja, lass uns in der pause drüber reden...".
danach stationenbetrieb. keks und ich sind erschüttert ob der organisation des selbigen. wir erinnern uns an unseren letzten stationenbetrieb der in einem heillosen chaos endete. die lehrerin teilt ein: "affengruppe zum computer, zebras zum lesen, löwen zu mir, krokodile ins nebenzimmer (zur zweiten lehrerin) und die delfine zum wortpuzzle". ohne ein kommentar teilen sich die kinder auf, setzen sich an die stationen und fangen an. keks und ich schauen uns ungläubig an. wie geht das denn?
also mischen wir uns unters volk. kinder, die nur norwegisch sprechen zu unterstützen ist natürlich schwierig. der kleine junge mit spf (sonderpädagogischem förderbedarf) schüttelt den kopf als er kerstin eine frage stellt und sie nur mit (jeg forstår ikke - ich verstehe nicht) antwortet. daraufhin beschließt er "wir sitzen im selben boot meine große" und erklärt ihr die farben auf norwegisch.
danach røris im turnsaal. kurz erklärt - aerobic für kinder, das sich auch ideal eignet für kleine 5-minuten-einheiten in der klasse. aber wir kriegen eine volle stunde im turnsaal ab und geraten richtig ins schwitzen.
nach aerobic geht's in die musikstunde. eine sehr, sehr lustige musikstunde mit stimmenachterbahnfahrten, einer gemeinsamen tanzsession (ja, der dodo hat schon wieder getanzt und diesmal war der blutalkohol sogar weit unter 1.5 promille und zombiekostüm war auch keins im spiel) und einem dance-out-contest am ende. das funktioniert so: die musik läuft und alle kids tanzen (wir dürfen hier schiedsrichtern). wenn die musik stoppt müssen alle einfrieren und wer sich zuletzt noch bewegt ist raus. die tanzstile könnten unterschiedlicher nicht sein und keks und ich kriegen uns vor lachen kaum noch ein.
leider können wir nur einen tag in der schule sein, aber wir haben wieder blut geleckt und freuen uns schon saumäßig auf unsere praxis zu hause... ja, wir freuen uns auf die ph... ganz in echt...
(heute gibt's leider gar kein bild zum blog. ich konnte kein passendes finden und in der schule hatten wir keine kamera dabei...)

02.11.2010

World famous Ibsen- oder: wie 30 StudentInnen versucht haben, zu überleben

"Das ist das Schlimmste was ich jemals erlebt habe!" meint Dodo. "Das Schlimmste" ist ein zweistündiges Literaturseminar über- TATAAAAA- Henrik Ibsen. Wen sonst. Schon beim betreten des Seminarraums meint die Professorin: "Zettel nehmen, hinsetzen, Verse vom Gedicht durchnummerieren."- Ok. Dann noch ein paar nette Worte zur Begrüßung: "I can see by the colour of your skin that you are from different countries." Dion, ein Afroamerikaner, beginnt zu lachen und mein "whaaaat?" und ich warte darauf, dass er einen auf "pull the racist card" macht. Tut er aber nicht.Die Professorin meint das ja auch nicht böse, die ist halt nur so aufgeregt, weil Henrik Ibsen so aufregend ist. Ich weiß das, ich hab ja auch schon seine Küche gesehen und sein Bett- in world famous Grimstad (Blogeintrag vom 04.09. "Der Henrik und der Knut").
Nach zehn Minuten Unterricht haben Alva und ich den ersten Lachkrampf: "Henrik Ibsen wrote WORLDFAMOUS plays"- worldfamous. Was sonst. Das Wort wird im Zusammenhang mit Henrik Ibsen von den Professoren schon beinahe inflationär gebraucht. "Terje Vigen" so lautet das Meisterwerk, um das es sich heute dreht und es ist norwegischer Nationalschatz, sagt unsere Professorin, die Hege (das heißt übrigens Heilig, erklärt sie ganz stolz...). Die Sprache wird ganz genau analysiert- und dann plötzlich ein Ausdruck der Enttäuschung in ihrem Gesicht "Was? Ihr hab das Gedicht schon mal gehört!", dem gleich ein entschlossener Gesichtsausdruck folgt "Na- egal, ich erklärs euch genauer." AAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!! Seit drei Monaten wird dieses poetische worldfamous poem besprochen, zerlegt, analysiert und darüber philosophiert. Gekrönt wird die heutige "Terje Vigen" Show mit "ich zeige euch unscharfe Bilder, die thematisch zu jedem der 43 Verse passen". Unerträglich. Dodo stirbt neben mir einen qualvollen Tod, ausgelöst durch Langeweile. William hat angefangen, einen großen Wurm auf seine Terje Vigen Unterlagen zu zeichnen und Alva starrt auf mein Gekrakel.
"Kennt ihr den Hintergrund des Gedichts? Ja? Na gut, dann werde ich es trotzdem wiederholen!"- "Ja, wiederholen ist immer gut" meint ein sarkastischer Dion. Und weil wiederholen immer gut ist, wiederholt die Hege auch immer ihre letzte Phrase- oder zumindest das letzte Wort. Wort. Und je länger ich ihr zuhöre, desto schlimmer wird es. Schlimmer wird es. Dieser Vortrag-Stil bringt mich zum lachen und Dodo auch. Dodo auch. Bevor ich aber völlig durchknalle, fordere ich Alva auf, was zu schreiben. Schreiben:

Ich hör schon seit acht Uhr morgens diesen Norwegerinnen zu. Aber doe Hege übertrifft ja echt mal alles. Ich finds ja irgendwie total nett, dass die so deutlich spricht (nice accent btw) aber wir sind doch keine "retards". Und da ich schon Ibsens Bett und Schreibtisch gesehen habe, interessiert mich das Geschwafel herzlich wenig. Und jetzt...pff ich verleihe Hege definitiv den Award für den "most" einschläfernden Unterricht in meinem (Alvas) überschaubaren Leben. Danke!
World famous last words meiner lieben Alva.


Hege ist mittlerweile in Bestform und liest das Gedicht laut schreiend, in bester Literaturprofessor -Schauspieler Manier vor. Es wird immer lauter und dramatischer: "ANNA!!! ANNA!!!" Von hinten hört man einen mitfiebernden Dion: "OH NO!", leichtes Gelächter folgt. "STAND BACK THERE MY LORD!" plärrt sie mit aller Kraft durch den Seminarraum und meine Ohren beginnen mittlerweile zu summen. Ich glaube, ich bin knapp vor einem Gehörsturz. Doch dann- jetzt! Oh mein Gott!! Wir kommen zum Ende! Terje Vigen vergibt dem Mörder seiner Familie, lässt des Mörders Familie auch leben. Großartig! Na, wenn das nicht norwegisch (??) ist!





Um ehrlich zu sein:
Henrik, ich mag Peer Gynt. Aber Terje Vigen ist zum kotzen. Kein Wunder, dass dir für dieses 43versige Gedicht mit Trochäen niemand den Nobelpreis gegeben hat.
Viel zu lange das Ganze, echt jetz!