31.12.2010

Österreichische Bürokratie- oder: Danke Leben Part II

Meine bessere Hälfte hat im vorhergehenden Blog perfekt alle "Danke Leben" Situationen beschrieben, die wir seit 05.08.2010 erlebt haben. In der Annahme, Norwegen sei abgeschlossen haben wir uns auf das neue Jahr 2011 gefreut und auf die Nachzahlung des OeAD - das sind die Herrschaften, die für die Erasmusstipendien verantwortlich sind.

So. Jetzt wären wir aber nicht Keks und Dodo, wenn nicht mal wieder irgendwas schief gegangen wäre. Ich nehme das Chaoskarma auf meine Kappe- was weiß ich, was ich im letzten Leben alles falsch gemacht habe...

Heute Früh lese ich folgende email: "Bitte noch den Studierendenbericht in der ERASMUS Datenbank im Verlängerungsdatensatz ausfüllen!" Wen ausfüllen? Was ausfüllen? Ja, haben wir das denn nicht längst gemacht??- Hm. Unorganisiert und chaotisch wie ich bin, beginnen die ersten Zweifel. Mir leuchtet es längst ein, dass ICH NICHTS unterschreiben lassen habe. Also rufe ich Dodo an. Der auch ausnahmsweise keine Ahnung hat. Normalerweise ist er derjenige, der organisiert und für mich mitdenkt (ich bin eher Kategorie spontan, unüberlegt und impulsiv- er organisiert, durchdacht und geplant). Aber diesesmal ist er auch völlig planlos. Während er also mit einem Telefonmarathon beginnt, klicke ich wie wild durch meine Mails um jene Person zu finden, die wir an den Pranger stellen können. Nachdem ich nicht wirklich die Schuldige (in diesem Fall waren außer Dodo nur Frauen damit betraut) finde, beschließe ich unserer Erasmusbetreuerin in Salzburg die Schuld zu geben. Nämlich. Ich klinke mich in die Telefonkonferenz von Dodo und der OeaD Tante (die übrigens wahnsinnig nett ist!) ein und erhalte wenig später folgende Mail: "Leider muß ich Euren Verlängerungsdatensatz aufgrund des Nichtunterzeichnens des Verlängerungsvertrages stornieren. Ihr habt leider die Frist bzw generell die Unterzeichnung vergessen."
Vergessen. Wir. Pf. Was für ein Riesensch*. Also mache ich das, was ich am besten kann: ich beginne lauthals nicht jugendfreie, ekelhafte, ganz grausame Schimpfwörter von mir zu geben. In jedem Schimpfwort kommt dann auch noch mindestens einmal das Wort "Scheiß" vor, weil es, wie ich finde, universell einsetzbar ist und jeder weiß, dass die Person gerade mit der Gesamtsituation NICHT ZUFRIEDEN ist. Ich brülle also in meiner Wohnung herum, als das Telefon wieder läutet und Dodo fragt wieviel Dosenbier ich für heute Abend will. Ich will VIEL- aber kein CB. Lieber was anderes. Und dann fällt mir ein: Hey, wir sind in Österreich! Da muss ich kein CB mehr trinken und ein 6pack kostet hier soviel, wie eine Dose in K-Town bei REMA1000. Also sage ich: "SOVIEL DU TRAGEN KANNST."
Und diese blöde österreichische Bürokratie kann mich mal. Ich trinke heute mit Freunden auf Barbara Streisand und Dynamite.

Hey K-TOWN PEOPLE!
HAPPY NEW YEAR AND PAAAAAAAAAAAAAARTYYYYYYYYYY AS HARD AS YOU CAN!

29.12.2010

danke leben.

"danke leben" passt eigentlich immer. sarkastisch oder ernsthaft dankbar lässt es sich in jeder lebenslage anwenden. wenden wir es auf 4 monate norwegen an.
wir starten die reise eine woche zu früh, das heißt ohne unterkunft in norwegen. danke leben.
wir nutzen diese zeit für eine erlebnisreiche reise durch den südöstlichen teil von norwegen, gehen auf kajaktour, wandern auf mineralpfaden, sehen biber (oder taucher, die sich als biber verkleidet haben), lernen einen innviertler in oslo kennen und kommen in jeder sekunde auf der straße aus dem staunen nicht mehr heraus. danke leben.
wir kommen in kristiansand an, was sich definitiv NICHT als perle des südens herausstellt, mehr als das lehen von norwegen. danke leben.
wir werden in den beiden studentenheimen untergebracht, die weitest möglich auseinander sind. danke leben. wir finden heraus, dass wir unseren rückflug neu buchen müssen, weil wir noch prüfungen haben. danke leben.
wir bekommen am zweiten tag schlüssel für unsere neue wohnung. zu zweit. danke leben.
wir finden heraus, dass das billigste bier 3 euro pro dose kostet. danke leben.
beim ausgehen noch mehr. danke leben.
wir sitzen im falschen kurs und finden heraus, dass leute in unserem eigentlichen kurs sitzen, die da gar nicht hin gehören. danke leben.
unsere kurse sind aber eh viel cooler. danke leben.
wir fahren auf einen trip in den westen norwegens. nach bergen. dauerpisswetter. danke leben.
wir betreten die ms polarlys, ein hurtigrutenkreuzfahrtschiff. wir haben ohne kabine gebucht, schlafen im aussichtsdeck und bewegen uns durch postkartenreife landschaften. danke leben.
wir erleben einen wundervollen sonnenaufgang in trondheim. danke leben.
wir fahren 16 stunden mit dem zug nach hause. danke leben.
weiterer ausflug nach westen. stavanger heißt das ziel. wir stehen auf dem schneebedeckten preikestolen. danke leben.
wir finden großartige freunde. danke leben.
wir müssen uns nur wenige wochen später von diesen neuen freunden verabschieden. danke leben.
wir gehen auf unfassbar lustige parties und müssen uns jedes mal verkleiden. danke leben.
wir haben jedes mal kater. danke leben.

wir erleben vier unvergessliche monate, finden neue freunde, erinnern uns an unglaubliche aussichten (sogar vom massiv verregneten kjerag. danke leben), feiern parties und kommen (leicht aber doch) verändert nach hause. danke norwegen. danke erasmus.

(an dieser stelle auch noch danke linda für diese universal einsetzbare phrase)

08.12.2010

der weg zurück

nachdem die keks jetzt einen "zu-hause-angekommen"-eintrag geschrieben hat, fange ich ein bisschen weiter vorne an und werde mich dem weg nach hause widmen.
nein, fangen wir noch etwas früher an... das letzte wochenende – achtung, das könnte heute länger dauern.
freitag, 3.12.2010: die letzte prüfung (wurde ja bereits geschildert) ist vorbei und wir beginnen mit den ersten vorbereitungen für die heimreise. den anfang machen wir mit der rückgabe unseres treuen drahtesels, der uns über die vier monate schwitzend überall hingebracht hat... also wir haben geschwitzt, nicht der drahtesel. danach gehen wir – auf meinen ausdrücklichen wunsch unter lautstarkem protest seitens keks – noch ein letztes mal zu egon's pizzeria zum all-you-can-eat pizza buffet. der dodo freut sich, weil er danach richtig überfressen ist. nach einem langen nach hause weg zu fuß (!!!) wird dann noch die obligatorische 6er packung bier für die spätere party gekauft. diese party ist die erste tatsächliche abschiedsparty. sara (aus spanien) verlässt noch an diesem abend wehmütig k-town (kristiansand) und weiß zu diesem zeitpunkt noch nicht, dass sie 72 stunden auf dem flughafen festsitzen wird, weil die spanischen fluglotsen im streik sind. die party findet in mike's zimmer statt – der alaskanianer (nein im ernst jetzt, wie heißen die typen aus alaska wirklich?) – obwohl er selbst gar nicht zu hause ist – die open door policy im ersten stock der st. olav's kommune macht's möglich (hier ist immer jede zimmertür für jeden offen... vertrauen ist was tolles. die party ist ein riesen spaß, obwohl die eine oder andere träne vergossen wird, als die ersten abschied nehmen.
samstag, 4.12.2010: um 6.00 uhr morgens nach lächerlichen 3 1/2 stunden schlaf quäle ich mich aus dem bett, würge zwei butterbrote runter, schaffe es irgendwie mir die zähne zu putzen ohne zu kotzen, ziehe alles an, was irgendwie warm zu sein scheint und mache mich mit allem, was ich an kameras dabei habe auf den weg... wohin? zum jægersberg-sunrise-hike. tolle idee eigentlich, wir wandern zum jægersberg und schauen uns den sonnenaufgang an... blöd nur, dass die sonne einfach zu früh aufgeht (selbst in norwegen) wenn man extrem verkatert ist. keks ist entschuldigt, weil aufgrund der latscherei (der drahtesel ist ja weg) ihr knie nicht mehr mitspielt, also muss ich mich alleine auf den weg machen. nachdem ich eine halbe stunde (!!!) auf die anderen gewartet habe. geht's los auf den berg (oder hügel,... ja, eher hügel). es dämmert schon schön rot, aber leider sind da ein paar wolken. eine stunde später sind wir an einem akzeptablen aussichtspunkt angelangt um die ganze pracht eines sonnenaufgangs genießen zu können... hinter dicken fetten wolken. schade eigentlich, aber lustig war's allemal. wieder zu hause muss ich mich erst mal hinlegen, wo ich auch bleibe bis ca. 4. dann geht's auch schon wieder los. wir kochen gemeinsam lasagne. keks kauft zutaten ein. jasmin besorgt ein bisschen was. dennis stiftet seine küche (danke hier auch an thomas). der rest bringt bier und gute laune. ich und keks fangen an unmengen an gemüse zu zerschnibbeln und kochen sagenhafte lasagne... das heißt keks kocht, ich schneide nur. nebenbei gehen die ersten bierchen hops und später sind wir dann zu einer echten norwegischen party eingeladen. eine kleine wohnung voller leute, die voll motiviert sind, sich zu betrinken. wir lernen ein paar (letzte) neue leute kennen,
unterhalten uns gut mit denen, die wir schon kannten. danach geht's weiter zu charlie's (ein pub mit disco-dingens im ersten stock). wieder gibt's einige abschiede. vincenzo macht den anfang – er wurde hier wohl nicht wirklich erwähnt, aber ist ein furchtbar netter kerl aus italien und einer der ersten, die wir hier überhaupt kennen gelernt haben. plötzlich laufen alle nach oben. das tanzfieber bricht aus. keks und ich beschließen langsam aber sicher aufzubrechen, die meisten sehen wir ja morgen noch. außer mike. der ist oben und von dem müssen wir uns auf jeden fall würdig verabschieden. also in den ersten stock. blöd nur, dass der keine verabschiedung akzeptiert und uns auf die tanzfläche zerrt. also tun wir ihm (und ich auch der jasmin) den gefallen und schwingen noch das tanzbein, zu sagenhafter house-musik (man lese diese aussage bitte mit ironie). später verabschieden wir uns aber doch von mike und von camille (eine sehr coole französin) und treten den nach hause weg an.
sonntag, 5.12.2010: putztag. und die schlimmsten 7 stunden in diesen vier monaten. alles wird eingepackt, möbel verrückt, wände geputzt, der herd geschrubbt, der kühlschrank abgetaut, schubladen entstaubt und natürlich viel geflucht und geschimpft. doch der abend macht alles wieder gut. die roligheden-crew (dennis, jasmin, tristan, alva, keks und ich – und zählen wir william auch dazu, obwohl er in einem anderem wohnheim wohnt) und die st.olav's connection (philipp, laura, silvi und dylan) treffen sich zu einem (für uns) letzten (für uns auch ersten) "cake-sunday". wir kochen spaghetti und später gibts brownies mit eis und kekse. nebenbei findet eine runde uno und ein sehr eigenartiges schweizer kartenspiel statt. als tristan dann als erster das feld räumt stehen plötzlich alle auf... was'n jetzt los? - wir haben was für euch. die rasselbande hat eine karte gebastelt mit einem foto von uns allen mit autogramm. keks und ich freuen uns 'n ast ab und die erste umarmungsorgie startet. eine knappe stunde später gehen auch wir beide ins bett (wir müssen morgen früh raus und weiterputzen). nochmal alle herzen und mit etwas mulmigem gefühl ins (schon fast sterile) zimmer getrottet.
montag, 6.12.2010: tagwache um 6.30 und schon geht die putzerei weiter. üble gerüchte von stasi-artigen putztrupps, die die zimmer überprüfen haben mich schlecht schlafen lassen. nachdem das zimmer keimfrei ist holen wir uns noch schnell ein kleines frühstück und genießen die letzten momente in kristiansand. und k-town zeigt sich ein letztes mal von seiner schönsten seite – vermutlich ums uns nochmal schwer zu machen. ein unglaublicher sonnenaufgang taucht die schneebedeckte statt in einen rot-goldenen schimmer und das zum teil zugefrorene meer dampft – irgendwie gruselig, aber wunderschön. die beiden damen von sia, die später zum zimmer-check kommen, haben sich alles ganz genau angeschaut, waren aber überaus nett. kleinigkeiten wurden noch "ganz sauber" gemacht und nach zehn minuten war alles vorbei. toll. in einer stunde kommt andi mit dem auto um uns zum bahnhof zu kutschieren (nochmal ganz lieben dank an dieser stelle). in der zwischenzeit klingeln wir alva aus dem bett und laden uns zu einer tasse tee ein. später kommt auch noch jasmin vorbei und dann dennis und william. nach einer letzten abschieds-umarm-runde packen wir unser zeug ins auto und zack... der dodo tut sich voll weg. nein im ernst, beim "rucksack-ins-auto-schieben" klemme ich mir einen nerv ein (oder so was halt) und freue mich auf eine massiv schmerzhaft fünfstündige zugfahrt. und die hab ich dann wohl auch. um ca. 19.00 treffen wir in oslo ein und machen uns – nachdem keks mir eine salbe besorgt hat – auf den weg in unser hostel... das auf einem verdammten berg steht. wütend schnaubend schleppe ich meine 50 kilo an gepäck. was keks hinter mir geschimpft und geflucht hat wollte sie mir später nicht sagen, war wohl alles nicht sehr jugendfrei. aufgrund meiner schwerwiegenden verletzung (nein im ernst jetzt, das hat echt weh getan) beschließen wir die stadt nicht mehr unsicher zu machen sondern lieber früh schlafen zu gehen. schade eigentlich, oslo hatte zuvor einen großartigen eindruck gemacht und wir hätten uns beide noch gern ein bisschen in der stadt rumgetrieben, aber ich mochte mich nicht mehr so recht bewegen.
dienstag, 7.12.2010: "'tschuldigung, wo geht's hier zum flughafenbus?" – "gleich da hinten..." – "ok, danke"... gleich da hinten ist aber eine autobahn und eine lärmschutzwand. glücklicherweise war ich der meinung, dass es wohl eine gute idee wäre, erst mal ohne gepäck nach zu sehen, wie man denn da wirklich hinkommt. also nochmal "wo geht's da jetzt zum bus?" die folgende erklärung war etwas sinnvoller und mein zweiter erkundungsgang ist von erfolg gekrönt. wir schnappen also wieder unser gepäck und machen uns schnaubend auf den weg. "hey, cool, der bus hat nur 170 kronen gekostet... oh... warte, falsch umgerechnet, das sind ja 20 euro, nicht 2..." naja... das war aber erst der anfang. wir kommen am flughafen an und möchten einchecken. wir erinnern uns an unsere probleme mit gepäck beim hinflug. da mussten wir dann auch 100 euro (50 pro extra gepäcksstück) nachzahlen. das nennt sich "piece concept". jetzt hat aber air berlin kein "piece concept"... die gehen da nach kilogramm... 20kg pro kopf sind erlaubt, das sind insgesamt, 40kg... wir haben 70... was heißt das jetzt? 10 euro pro extra kilo. also 300 euro für die reise unseres gepäcks – und ich nehms vorweg, das gepäck kam nicht mit schlaufe und schön verpackt mit dankeskarte in salzburg an, nein ganz normal. glücklicherweise reichten die deutschkenntnisse der eincheck-dame (wie auch immer das wirklich heißt) nicht aus um all das zu verstehen, was keks und ich so von uns geben. unser flug hat 20 minuten verspätung, was bei 40 minuten zeit zum umsteigen in berlin für bauchschmerzen auf meiner seite führt. das geht sich nie aus. tatsächlich geht sichs aber doch aus. wir stürzen aus dem flieger, in den bus... und warten. der bus fährt los. wir stürzen aus dem bus. und – überraschung! – in berlin gibt's nochmal security check! ich bin froh, dass keks nicht wegen totschlags eingesperrt wurde, weil sie wohl kurz davor war, als der überaus freundliche (man verwende auch hier bitte den nötigen sarkasmus im geistigen tonfall) security-typ ihren rucksack auseinander nimmt. wir sprinten zum gate – 2 minuten bis abflug... und – überraschung! – flug hat 20 minuten verspätung!
aber 1 1/2 stunden später steigen wir in salzburg fix und fertig aus dem flieger und jetzt kommt der großartige teil. seit ich zum ersten mal geflogen bin, wünsche ich mir, dass mein koffer als erster aufs gepäcksband kommt. der erste platz ist sich leider wieder nicht ausgegangen, aber immerhin konnte ich bronze ergattern. am ausgang warten schon mamispapis und schwieger-mamispapis-in-spe und die karina und ich freue mich... endlich zu hause! eine knappe dreiviertel stunde später verschlinge ich unmengen meines bereits vor 2 monaten bestellten lieblingsessen – eiernockerl made by papa. schön, wieder zu hause zu sein – und doch irgendwie traurig.

Brev fra Østerrike

Da sind wir also- daheim in Österreich. Ich kann das alles gar nicht glauben. Die letzten Monate sind verflogen und eigentlich habe ich gerade eher das Gefühl, dass ich gar nicht dort war. Dass alles nur ein Traum war.
Aber dann siehst du deine Eltern, deine beste Freundin und deine Schwiegereltern am Flughafen stehen, alle umarmen dich und du kannst es noch immer nicht glauben, dass du wieder daheim bist. Danach eine Fahrt durch Salzburg- essen gehen ins SOG. Pizza und Rotwein. Und die Menschen sprechen deine Muttersprache. Kein "Takk" kein "Ha det!". Nur noch "Grias eich! Fesch, dass do sats." Seltsam sowas. Endlich zu Hause angekommen sehen dich deine Miezekatzen an und schnurren, wenn du sie streichelst. Das Kinderzimmer riecht nach zu Hause und du realisierst: Es ist vorbei. Alle Mottoparties, ekelhaftes norwegisches Bier, viel zu teurer Alkohol- viel zu teures ALLES- es ist vorbei. Und dann wirst du traurig und schläfst ein mit gemischten Gefühlen.
Doch am nächsten Morgen wartet ein unglaubliches Frühstück auf dich! Mit weichem Ei, perfektem Nespresso- Kaffee, warmen Semmeln, Schinken, Käse, selbstgemachter Erdbeermarmelade von Mama. Und Mamispapis sitzen mit dir beim Frühstück. Du schaust aus dem Fenster, der Nebel verzieht sich- Sonnenstrahlen kommen heraus. Der Schnee glitzert, Skifahrer rasen auf der Piste in Richtung Tal. Und du weißt: es ist vorbei. Ein Vormittag bei Omisopis, alle Erlebnisse werden geschildert, die Parties werden natürlich ausgelassen. Diese Parties werden der Schwester erzählt, die aus dem Staunen nicht mehr rauskommt, weil ihre alte Schwester doch noch ganz gut Gas geben kann. Das gemeinsame Mittagessen mit der Familie- Rindsschnitzel mit Rösti und Brokkoli- exquisit! Und du weißt: Es ist vorbei. Der Nachmittag im Kaffeehaus mit der Schwester und billigem gutem Kaffee, der Abend mit Freundinnen mit Wein, der auch billig ist. Und du weißt: Es ist vorbei.
Aber du weißt auch:
Die vergangenen Monate waren mehr wert als viele andere Erfahrungen zuvor. Du hast FreundInnen gefunden- manche gehen wieder, manche bleiben. Du hast viel über dich selbst gelernt, viel über andere Kulturen. Du hast Teile von deinem Herzen vergeben- einen Teil hast du Norwegen geschenkt, einen größeren Teil deinen FreundInnen. Aber den größten Teil hast du deinem Mitbewohner geschenkt, weil er Dodo heißt, weil er toll ist und weil du nie jemanden so lieb gehabt hast wie ihn.

04.12.2010

und wie sind die prüfungen jetzt so?

gestern haben wir die letzte prüfung hinter uns gebracht. nachdem wir diesen fakt gestern schon begossen haben, kommt der blog dazu heute. wir sind ja (an der ph) mündliche prüfungen mit fragenkatalog, multiple choice tests und examen mit 48 fragen für eine dreiviertel stunde, die so lange sind, dass wir gar nicht damit fertig werden können. aber, wie sind denn jetzt die prüfungen so, in norwegen?
fangen wir an mit der "herkömmlichsten" prüfung: "norway's society and culture" – eine fünfstündige (!!!) prüfung. das fach... des norwegers liebste thema ist norwegen. weil der norweger sehr stolz auf sein land und auch sich selbst ist, weil er sehr moderat ist, gleichberechtigung ganz groß geschrieben wird und natur – ganz groß geschrieben wird. (den mann, den ich beobachtet habe wie er in seinem mercedes (moderation) bei laufendem motor (nearness to nature) vor dem supermarkt auf seine frau gewartet hat, die ganz alleine die einkäufe erledigt hat (equality), erwähne ich hier nicht). die prüfung soll so aussehen, dass wir vier fragen bekommen, von denen zwei zu beantworten sind. klingt jetzt simpel, was aber keiner verstehen konnte ist "was zur hölle soll ich denn fünf stunden (!!!) über zwei so blöde fragen schreiben. die antwort ist: das selbe wie in 1 1/2 stunden, nur lass ich mir jede menge zeit dabei. die prüfungssituation wird hier ernst genommen. alles was kein stift ist muss weit weg vom tisch, aufpasser gibt es einige und wer mal muss, bekommt begleitschutz. nach eine halben stunde bin ich mit den nötigen notizen fertig und beschließe, dass mich das jetzt gar nicht freut auszuformulieren. also schau' ich ein wenig rum und bemitleide philipp, der neben mir sitzt und am vorabend noch schön einen in der krone hatte (die für viele österreicher viel zu deutsche ausdrucksweise sei mir hier gestattet, der philipp ist nämlich deutscher) und um halb 10 natürlich noch an akutem schlafmangel und einsetzendem kater leidet. ich fange also mit schreiben an, nach einer knappen stunde bin ich mit frage eins fertig und beschließe, um die zeit totzuschlagen, aufs klo zu gehen. nach einer weiteren stunde bin ich fertig und beginne das zettelgewirr zu sortieren. die arbeit wird nämlich auf durchschlagpapier geschrieben – alle seiten numeriert, dann kommt die weiße und gelbe version in je einen umschlag und die blaue version darf ich mit nach hause nehmen und rumzeigen. nach achtmaligem kontrollieren (wer mich kennt weiß, ich übertreibe hier nicht) ob eh alles ist, wie's sein soll, bin ich befreit.
weiter im text mit "gender & equality". in diesem fach geht es, wie der name vermuten lässt, um die gleichstellung der frauen, jetzt nicht untereinander, sondern mit männern natürlich. barbara rosenkranz wäre erschüttert, was sich die teilweise so vorstellen: frauen sollen arbeiten gehen und karriere machen und sind nicht nur zum kinder kriegen da, sagen die. und wie hat sich jetzt der sehr kompetente, freundliche und schlaue, herr grindheim (ja, das fach wird paradoxerweise von einem mann unterrichtet) die prüfung vorgestellt? zuerst wird in partnerarbeit ein 7.500 wörter langer aufsatz geschrieben über irgendein "gender equality" relevantes thema. und dann gibts am semesterende ein zweitägiges take-home-exam. ist jetzt nicht wie ein happy meal "einmal examen, mit ketchup, zum mitnehmen" sondern auf der studentenplattform fronter wird um 9.00 uhr morgens eine frage veröffentlicht und wir haben 48 stunden zeit, diese zu beantworten, wieder in einem aufsatz. wie stelle ich mich so einer aufgabe? naja, zuerst mal stehe ich viel zu früh auf und drücke dann ab ca. 8.35 im minutenabstand auf die refresh taste, ob die frage denn schon da ist. dann fange ich natürlich augenblicklich mit deren bearbeitung an, ca. eine stunde lang, dann wird mir das zu langweilig und meine guten freunde facebook und youtube helfen mir, zeit totzuschlagen. oh mist, so viel hab ich ja nicht, weiter also. nach einer weiteren stunde knurrt mir der magen. ein willkommener grund zu prokrastinieren. also auf zu rema1000, chips und kekse kaufen. zu hause erst mal eine schöne schüssel müsli verputzen und dann weiter im text. abends gehts dann zur beat culture präsentation (dazu kommen wir gleich noch). um halb 11 kommen wir von der präsentation heim und meine untätige wenigkeit hat so ein schlechtes gewissen ob der tatenlosigkeit, dass ich noch bis halb 1 an dem aufsatz arbeite und tatsächlich fast fertig werde. den zweiten tag meines take-home-exams verbringe ich großteils mit schwachsinnigem internet surfen... ich bin ja eh fast fertig.
nummer drei und definitiv die coolste prüfung, die ich jemals hatte: beat culture. beat culture war eine bewegung in den usa der 50er jahre, wo schreiberlinge, künstler und musiker gegen die gesellschaft rebelliert haben. die bilder sind alle sehr experimentell, die texte für diese zeit (und auch für heute noch) sehr ungewöhnlich und die musik ebenfalls experimentell – oder jazz, das fanden die auch ganz toll. wie aber wird geprüft. zuerst wird mitte des semesters eine arbeit über ein kunstwerk und eine über einen text geschrieben. das macht die halbe note aus. für den semesterabschluss ist irgendetwas zu machen, das dann präsentiert wird – im studentenpub. alle möglichen projekte, von kunst über geschichten bis zu musik und theater ist alles dabei und die beiden präsentationsabende (trotz zeitgleichheit mit dem take-home exam) sind ganz großes kino. keks hat mit alva (auch radiotante – aus der schweiz) eine großartige beat-audio-collage fabriziert. leider kann ich davon keine hörprobe anbieten. ich als internet-nerd und quasi-ex-grafiker den beat-generator (www.dominikmaier.com/beat – eigenwerbung ist doch immer toll). alles in allem waren wirklich alle projekte interessant anzusehen (oder -hören) und vor allem der zweite abend hat sich permanent selbst übertroffen mit einem wahnsinnigen gesanglichen abschluss der norwegerin bente (auch im bild oben zu sehen).
so sind also die prüfungen in norwegen. fad und lang, interessant und zu hause und unterhaltsam und spannend. und vor allem... alle vorbei!!!

03.12.2010

Strg+Alt+Entf

Mir geht das alles viel zu schnell. Ich bin noch nicht bereit dafür. Zuerst wartet man ein Jahr, bis man dahin darf. Dann dauert eine Woche gefühlte 25 Jahre, bis man ankommt. Dann ziehen sich die ersten beiden Monate wie weitere 25 Jahre (mein Gott, bin ich alt geworden), dann überschlägt sich alles und die letzte Woche fliegt vorbei wie ein T -65 X -Flügler in dem Luke Skywalker drinnen sitzt. Also: eindeutig viel zu schnell.
Eröffnet wird der Reigen mit der White T-Shirt Party, gefolgt vom Besuch am Christkindlmarkt.

Doch dann geht der Schrecken weiter:
Bevor alle wieder getrennte Wege gehen, machen wir uns noch einmal richtig schön zum Deppen bei einer gemeinsamen Karaoke Night. Die Playlist der Mitstreiter: Blink 182 "All the small things", Cranberries "Zombie", The Proclaimers "I'm gonna be", Spice Girls "Wannabe" und Marc Cohn "Walking in Memphis". Gesungen wird unter nicht wenig Alkoholeinfluß- immerhin kosten drei große CB Bier (mein Gott bin ich froh, wenn ich das Zeug nicht mehr trinken muss) nur 100 NOK- das sind etwa 12 Euro.



Ich werde nicht beschreiben, WIE wir gesungen haben. Ich werde beschreiben, wie die Toiletten ausgesehen haben. Viel interessanter. Stellt euch vor, ihr öffnet eine Türe und steht plötzlich auf einem Streifen Klopapier, der Geruch ist eine Mischung aus Erbrochenem, Urin und Durchfall, das Klo sieht genauso aus, wie es riecht. Die Klobrille liegt vor der Toilette am Boden. Wird bei der Sauerei auch völlig überbewertet, so eine Klobrille. Setzt sich ja sowieso niemand darauf.Die Wand ist vollgeschmiert mit ekelhaften Sprüchen, die für gewöhnlich nur halbstarke pubertierende Jungs hinschreiben. Das Waschbecken hat einen riesen Sprung. Aber wenigstens gibt es Seife. Das Klo sieht eigentlich genau gleich aus, wie jenes, in das Mark Renton im Film Trainspotting getaucht ist. Also schnell wieder raus zu den anderen und weitersingen!

Die kommenden Tage bestehen aus frieren, lernen, essen und noch mehr frieren. Unser Heizkörper sagt zum Abschied leise "Servus!" und lässt und sprichwörtlich in der Kälte stehen. Während es draußen täglich kälter wird (-7 - 10°C), lässt auch die Temperature in unserer Wohnung stetig nach. Meine Kleidung besteht aus: Unterwäsche, Unterleiberl, Strumpfhose, Longsleeve, Jeans, 2 Paar Socken, dicker Pulli und Schal. Soviel hab ich zuletzt als Vierjährige angehabt, wo auf einer Einladung zum Geburtstag draufstand "Bitte warm anziehen, wir bauen einen Schneemann!". Nach drei Mails an die Hausverwaltung kommt dann der nette Techniker und repariert unseren Heizkörper. Das ist ganz toll, denn es ist zwar noch immer kühl, aber nicht mehr kalt.
Immer öfter verabschieden sich StudienkollegInnen, immer mehr wird einem klar, dass der vier monatige Urlaub vorbei ist und jeder wieder eigene Wege geht. Weil niemand mit diesen Emotionen umgehen kann, betrinken wir uns. Und zwar das gesamte Wochenende. Das macht den Schmerz erträglicher (zumindest für mich, weil ich mit Kopfweh und Übelkeit beschäftigt sein werde).
Am Montag werden wir den Schlüssel umdrehen, unseren Rucksack nehmen und nach Oslo fahren. Und ich werde vermutlich heulen. Weil ich hier wirklich gute FreundInnen gefunden habe, die ich tatsächlich vermissen werde.