30.09.2010

Liebe(skummer) geht durch den Magen

Schön ist es hier, in Norwegen. Die Leute sind großartig, die Uni tip top (danke Alva, für das tolle Wort!), das Wetter sonnig, die Wandermöglichkeiten unendlich, das Meer berauschend... aber...
Aber plötzlich schleicht sich ganz ein grausliges Gefühl in die Magengrube und weitet sich aus, bis es das Herz erreicht. Das Herz wird schwer, das Lachen bleibt im Hals stecken. Ausgelöst durch ein simples Rezept- ein "Beenmuas" Rezept. Beenmuas ist, das müssen die LeserInnen wissen, mein Lieblingsgericht. Aber nur das von meiner Oma. Niemand macht dieses traditionelle Gosinga Essen besser als Elsa Prinz. Das muss an dieser Stelle mal gesagt werden.
Und weil meine Lieblingsnorwegerin und mein Lieblingskränkelnderdeutscher bei uns zum Essen eingeladen sind, habe ich beschlossen, Beenmuas zu machen. Und als Vorspeise eine Käsecremesuppe, die mein Papa immer macht. Weil die auch sooooooooo lecker ist. Mami mailt mir also das Rezept, ich lese es mir durch, klicke auf den Link
http://www.gosaunet.at/gosau/rezepte-aus-dem-salzkammergut/abbrennmus-holzknechtmus.html
und fühle mich plötzlich hundeelend. So, als ob ich schrecklichen Liebeskummer hätte.
Und ich stelle fest:
Dieses grauslige Gefühl, das sich gerade in meinem Körper eingenistet hat, muss wohl Heimweh sein. Zum allerersten Mal in meinem Leben habe ich doch tatsächlich Heimweh. Was dagegen hilft?- KOCHEN!!!! und in weiterer Folge natürlich ESSEN. Weil ESSEN hilft immer.
Also beginne ich die Käsesuppe zu machen. Eh voi leicht. Zwiebel anschwitzen, einen Esslöffel Mehl dazu, mit Wasser in gewünschter Suppenmenge aufgießen, Schmelzkäse (in unserem Fall Brie, weil die Norweger kennen keinen Alma vom Senner für Käsekenner...) reingeben, warten bis Käse geschmolzen ist. Dann würzen mit einem Suppenwürfel. Die Warterei auf geschmolzenen Käse entpuppt sich als die extremste Härteprobe des Tages. Dieses Ding will einfach nicht schmelzen. Na gut, dann in der Zwischenzeit den Teig fürs Muas anrichten.
Eier, Salz, Milch und Mehl zusammenmanschen, umrühren mit einem Kochlöffel- geht nicht. Also Hände als Mixer verwenden. Funktioniert ausgezeichnet! Viiiiiiiiiiiiel Butter in die Pfanne, Teig dazu, umrühren und zerstechen, wie einen Kaiserschmarrn. (Habe mich doch für ein Eiermus und kein Abbrennmus entschieden aus Mangel an Eisenpfannen in unserem Studentenheim...) Die Pampe wird langsam aber sicher Muas-ähnlich. Was macht die Suppe? Sie klumpt vor sich hin. Na toll. Ein Blick auf die Uhr: In einer halben Stunde kommen die beiden zum Essen, die Küche gleicht einem Schlachtfeld und die Köchin wirft die Nerven weg.
Gott sei Dank tritt Plan B in Kraft, namentlich DODO. Dodo kümmert sich um meine Nerven, die klumpende Suppe und das Muas. Ich bleibe weiterhin standhaft. Nämlich hysterisch.
Punkt sechs Uhr sind die Gäste da.
Die Suppe?- ein Käseklumpenhaufen, der im Wasser herumschwimmt.
Das Muas?- Oma, du kannst stolz auf mich sein!
Ich serviere also das Essen, die Protagonisten sind höflich und essen alles auf. Sogar die Suppe.
Auch wenn die Suppe genau so ist, wie mein Heimweh, das heute nicht aufhören will: grauslig.

29.09.2010

"bad taste party" oder "hochkonjunktur im second hand laden"

nun hat also die esn (ich erklär das jetzt nicht mehr) zur bad taste party geladen, was so viel heißt wie "hol das übelste aus deinem kleiderschrank, kombinier es mit noch üblerem aus fremden kleiderschränken und hab spass mit anderen schlecht gekleideten menschen". was aber tun, wenn man einen ausgezeichneten stil hat und einfach nichts geschmackloses finden kann? man kauft den second hand laden leer. ich hatte das glücklicherweise nicht nötig... nichts worauf man stolz sein sollte, aber immerhin hat mir das ein paar kronen gespart.
die letzte party ging ja schon um 18.00 uhr los und als wir dann um 20.30 uhr eingetrudelt sind, waren die meisten schon halb im delirium, weswegen wir uns diesmal (start ist auf 20.00 angelegt) entschlossen haben etwas pünktlicher zu sein, also wieder 20.30. vor ort die beiden organisatoren von esn... unnötig zu erwähnen, dass die eher schlecht gekleidet sind... sonst keine menschen seele. naja, so haben wir wenigstens etwas vorsprung, wenn der rest der flodder studenten aufkreuzt.
apropos schlecht gekleidet, wie sehen wir denn aus? ich habe mich für den nerd/streber/"fritzl's bester freund"-look entschieden. den bart auf oberlippe getrimmt, die haare aalglatt im mittelscheitel gegelt und das geschmacklose polo shirt in die schön hochgezogene hose gesteckt. dazu passend natürlich sportschuhe und weiße socken. kerstin musste doch die eine oder andere krone investieren und zwar in ein sehr stimmiges rotes kleidchen mit modischem blumenmuster. dazu noch reichlich kunterbunte schminke aufgelegt und fertig ist der "heidi auf dem bahnhof zoo"-look.
langsam aber sicher folgen immer mehr gestalten, die sich hauptsächlich im 80er und 90er look herausgeputzt haben. einige drag-queens und transen haben sich auch dazugesellt und natürlich die sportler in trainingsanzügen aus dem jahre schnee, fußballtrikots oder komplettem schwimmoutfit (hier allerdings gepaart mit einem leicht s-m-anmutenden gurt inklusive netzstrumpfhose).
und schließen möchte ich meinen heutigen eintrag mit meiner lieblingsgeschichte von dieser party: william ist um 2 uhr morgens in den zug gestiegen um nach oslo zu fahren von wo aus er via flugzeug nach berlin gereist ist... komplett im bad taste outfit, das aus einem violetten top mit pinkem gürtel, einer schwarzen leggins und einem gelbem kopftuch bestand.

28.09.2010

Eine Nacht im Krankenhaus

Das Gesundheitssystem in Norwegen ist ein ganz ein tolles, ist mir gesagt worden. Aber man tut sich besser nicht weh hab ich festgestellt, nachdem sich eine liebe Erasmuskollegin die Nase gebrochen und die Ärzte sich geweigert haben sie zu röntgen, weil eh keine Extremitäten gefehlt haben. Also habe ich beschlossen, das Beste aus dem Gesundheitssystem rauszuholen. Und das habe ich auch gemacht- gemeinsam mit meiner lieben Karina.
Aber zunächst mal von vorne.
Karina hat uns letzte Woche in Kristiansand besucht- und hat man Gäste, braucht man natürlich ein Programm. Quasi: Komm, ich zeig dir mein neues zu Hause. Dumm nur, dass der gesamte Mittwoch für die Uni drauf geht- dafür gibts abends ein "International Pot Luck Dinner", sprich: jede Nation nimmt ein typisches Gericht mit. Österreich brilliert mit Apfelstrudel von Dodo, Karina und mir zusammengedreht- LECKER!!!!
Am Donnerstag dann in der Stadt herumhängen, shoppen, Kaffee trinken und was Mädels halt so machen, wenn das Wetter bescheiden ist.
Am Freitag dann ein Trip in die Perlen von Irgendwas- jede Stadt ist im Reiseführer als Perle für Schießmichtot bezeichnet (Kragerö: Perle der Südküste usw). Das Wetter: GOTT HASST UNS- es regnet seit zwei Tagen in Strömen. Am Abend dann eine kaputte Karinimaus und ein übermotiviertes Badtaste-Party Pärchen (Anm.: Dodo wird diesen schrägen Abend noch genauer erläutern).

Am Samstag dann- endlich!! GIRLS TRIP!!!
Schwer motiviert machen wir uns also um sieben Uhr morgens auf den Weg in das norwegische Erdölmekka Stavanger. Und dort läuft alles wie am Schnürchen bzw. im Karini-Kerstin Style: Auto parken, Touristinfo aufsuchen, Ticket für Fährentrip durch den Lysefjord kaufen, ab zum Meer, Fähre besteigen, Fjord bestaunen, Preikestolen von unten anstarren, Wasser von einem tollen Wasserfall trinken, Genickstarre erhalten, auf der Rückfahrt ganz erschöpft einschlafen, in Stavanger aussteigen und dann:
STAVANGER. DIE PERLE DER ERDÖLIMPERIEN(Wenn wir schon bei den Perlen bleiben wollen) Eine tolle Stadt, hippe Boutiquen, cooler Lifestyle, stylishe Menschen, extrem coole Kaffeehäuser- kurzum: Mädchen wollen hier bleiben!!!
Aber- zunächst sollte mal ins gebuchte Highhostel einchecken, denn sonst verfällt das 30euro + Frühstück-in- Stavanger-Übernachtungsschnäppchen! Ab zum Auto, die Stadt muss noch warten- auf ins Hostel! Nachdem das NAVI nicht funktioniert weil ein technisches Gerät eben manchmal keine Lust hat, greifen die Damen zurück auf old school Kartenlesen, das meiner einer ja gut beherrscht- sollten jetzt die männlichen Leser ein schiefes Grinsen aufsetzen: I KONN DES. ECHT JETZ. Dumm nur, dass es sich bei der Karte um einen Innenstadtplan handelt und das Hostel offenbar außerhalb liegt. Also mal drauf losfahren, wird schon gehen, wir fragen einfach nach, wenn wir nicht weiter wissen.
Zwanzig Minuten später befinden wir uns in der Universitätsklinik Stavanger. Was passiert ist?- Ich habe eine Jugendherberge gebucht, die zum neuen Gesundheitskonzept der Norweger gehört:
Hotels IN Krankenhäusern, damit die Angehörigen dort übernachten und so rund um die Uhr bei ihren kranken/verletzten Liebsten sein können. Macht durchaus Sinn. Wir dürften uns in einer Babyklinik befunden haben, denn wo sonst trifft man auf neun (!!!) Neugeborene mit ihren Mamispapis, während man gerade Müsli mit frischen Früchten mampft und sich auf den daheimgebliebenen Freund freut?



Faszinierend, dieses Norwegen. Geröngt wird man erst, wenn einem ein Bein fehlt, dafür kann dann die ganze Familie im Hotelzimmer neben an schlafen. Und in der Früh gibts dann ein gemeinsames Frühstück. Ohne Bein, dafür mit neun Neugeborenen.
Norwegen ist anders.

24.09.2010

slippery when wet

kjerag. so der name eines felsens, der zwischen zwei 1000m hohen felswänden eingeklemmt ist. im lysefjord. und wir wollen da hin. glücklicherweise veranstaltet esn (die studentenorganisation) einen ausflug dort hin. plätze sind limitiert auf 30 personen. also stehen wir letzte woche montag um halb 8 auf um uns für den trip anzumelden. mit erfolg, wir sind dabei. am freitag dann das unterschreiben der obligatorischen "ich nehme das risiko auf mich und verklage niemanden wenn ich nach dem trip tot bin"-verträge und am montag um halb 8 geht's los. am vorabend bereiten wir uns noch professionell auf den ausflug vor. regenkleidung, trekking schuhe, soft-shell jacke, lange unterhose, nudelsalat und jede menge wasser, saft und matpakke (wir erinnern uns: brote mit was drin).
wir schauen früh morgens aus dem fenster und freuen uns über nicht all zu viele wolken am himmel, aber die ernüchterung kommt sehr schnell. einer der guides erklärt uns, dass im lysefjord ganz schlechtes wetter ist, also beten sagt der langhaarige, bärtige, überaus freundliche norwegische tourguide. also ab in die busse und los geht die vier(!!!)stündige fahrt.
erster zwischenstop im größten wasserkraftwerk norwegens – eine kleine überraschung nur für uns. die einleitung des guides im kraftwerk "wenn ihr einen alarm hört oder lauten krach, nicht erschrecken, das ist ganz normal". naja, wir sind ja nur ca. 1km im berg. die nächste geschichte die er uns erzählt ist von den 5 toten beim letzten unglück im kraftwerk. wohl gemerkt sind die herren nicht an der explosion (!?!) gestorben sondern, weil sie nicht nach draußen gefunden haben. klar kein licht 1km im berg ... da ist's dann mächtig finster. aber halten wir uns nicht mit dem kraftwerk auf. war eh toll. weiter geht die fahrt.
weiterer stop - ein museum. ich muss gestehen ich kenne den namen des museums nicht, aber es geht wohl um dieses gebiet und wir sehen uns einen 20 minütigen panorama film an, "damit wir sehen, wie's hier aussieht, wenn es nicht aus kübeln regnet!" so der freundliche guide. außerdem soll es am späteren nachmittag aufheitern. weiter beten.
um halb 2 erreichen wir das basislager und machen uns auf zur 3stündigen wanderung auf den gipfel. das wetter lässt zu wünschen übrig. regen. wind. kälte. ideal. schon nach den ersten metern wird klar, nicht die beste idee hier bei regen hochzuklettern. ja "klettern". festgeklammert an eisenketten, die überall gespannt sind, klettern wir über steile, rutschige felswände. mit "wir" meine ich alle nicht-amerikaner und nicht-norweger. die laufen den hügel hoch, als würde es gerade aus gehen. wir halten uns dann bei zu erklimmenden wasserfällen und steilwänden doch etwas länger auf. entsprechend erreichen wir den gipfel auch knappe 25 minuten später. natürlich ist innerhalb kürzester zeit alles nass. hose. jacke (trotz regenjacke drüber). schuhe – nicht bei mir. "hey meine schuhe sind noch ganz trocken innen." platsch, versinke ich 20cm im schlamm. den rückweg trete ich also mit lautem "pflatsch, pflatsch" aus meinen schuhen an.
auf dem weg nach oben laufen uns 2 kleine tierchen über den weg. lemminge. leider scheinen der regen und der wind die depressionen der kleinen nager etwas zu verstärken, weshalb wir auch mehrere nicht mehr ganz so fitte, quasi tote, exemplare finden.
die aussicht, wenn man erst mal oben angekommen ist, ist den aufstieg dennoch wert. wir stehen an einer senkrechten 1000m hohen felswand. der 5m große felsen (kjerag) ist zwischen zwei felsen eingeklemmt und die nicht-hasenfüße klettern auf den felsen um sich fotografieren zu lassen. ich mache hier keine angaben, ob wir mutig genug waren, uns auf einen nicht fixierten, rutschigen felsen mit gewölbter standfläche in 1000m höhe zu stellen. aufgrund von kälte und starkem regen beschließen wir nicht auf dem gipfel zu jaus'nen und machen uns lieber schnell wieder auf den weg nach unten. außerdem haben wir durch die zwischenstops viel zeit verloren und wir sollten vor anbruch der dunkelheit wieder unten sein, was in etwa 3 1/2 stunden der fall sein wird. also los geht's. die amis wieder im laufschritt. wir hinten nach. die bäche, die wir überquert haben führen mittlerweile um einiges mehr an wasser, weshalb die steine zum überqueren auch 5-10 cm unter wasser sind.
nach 3 stunden erreichen wir wieder das basislager und nach weiteren 4 stunden kristiansand und nach weiteren 25 minuten extrem heißer dusche wieder eine körpertemperatur von mehr als 32°.

19.09.2010

Wer im Studentenheim sitzt, sollte im Keller saufen.

PARTYPARTYPARTY so das Motto der Party (sic!), die den Keller eines Studentenheims gerockt hat. Uhrzeit auf der Facebook Einladung: 18 Uhr. Warum auch später mit trinken beginnen? Immerhin sind wir in Norwegen und da macht man das so. Weil wir aber keine Norweger sind, trudeln wir- in Schweiz, Deutsch, Französischer Begleitung- erst um 20:30 ein. Fataler Fehler! Schon von weitem ist die Spanitalienische Fraktion zu hören- diesesmal wird ein italienisches Fußballlied zum Besten gegeben (für gewöhnlich sind es spanische Schlachtgesänge). Eine Italienerin ist bereits so betrunken, dass sie nur noch von links nach rechts torkelt- "Itsaaa tee föörstaa teim tääät eiiiaaa drinkaaa innna kristiansandaaa!!!" plärrt sie mir drei Stunden später ins Ohr. Leicht eingeschüchtert betreten wir das Treppenhaus, packen die 15 Muffins aus, die wir unter widrigsten Umständen (kein Mixer, keine Waage...improvisieren!!!) am Nachmittag gebacken haben. Auf jeden Muffin ein Buchstabe, so der Plan. M-E-R-R-Y U-N-B-I-R-T-H-D-A-Y!! Die Muffins werden nach unten in den Keller getragen und am Tischtennistisch aufgestellt. Damit der Gastgeber sich freut, so unser Grundgedanke. Dumm nur, dass derjenige, der Unbirthday (Nichtgeburtstag) feiert, bereits jenseits von gut und böse ist. Seine Reaktion- er legt sich auf den Tischtennistisch und rollt sich über die Muffins- hebt aber Gott sei Dank noch früh genug seinen vom Alkohol schwer gezeichneten Körper und verhindert so einen Wutausbruch meinerseits. Denn den hätte ich mit Sicherheit bekommen, wenn er unsere Muffins einfach überrollt hätte. Dem Gastgeber ist unser Geschenk also wurscht, die betrunkenen Spanier, Italiener und Franzosen freuen sich aber umso mehr. Na wenigstens etwas.
Ein kurzer Blick in den Gemeinschaftsraum verrät: Es ist zu spät. Wenn wir jetzt nicht aufholen, ist alles zu spät. Denn: ALLE- ausnahmslos ALLE- sind bereits in Partyflirttanz-ichhabeeinebeziehungaberesistmiregal Stimmung. Der Plan: Platz suchen, Rucksack öffnen, Bierdosen vernichten. Bierdosen gegen Vodka-Multivitaminsaft tauschen. Bei Whiskey mittrinken, nächstes Bier trinken. Und das FLOTTIKAROTTI. "Sonst wird das hier nix mehr", so die Feststellung eines frisch eingetroffenen Partygastes.
Endlich! Um 23:09 ist es soweit! Ich bin betrunken. Und: die Party wird allmählich lustig. Ein dickbäuchiger Wikinger starrt einer Blondine im Schiedsrichteroutfit (weiße Hotpants, schwarz-weiß längsgetreiftes Top) in den Ausschnitt, während sie über die Abseitsproblematik spricht. Ein Amerikaner kommandiert seine norwegische Errungenschaft herum und plärrt einen weiteren Partygast an, er solle die Finger von seiner Tussi lassen. Dodo und ich erhalten ein unglaublich süßes Kompliment von einem weiteren Amerikaner: "Ich glaube, wenn wir zu Hause wären in den USA, dann wären wir auch Freunde! Ihr seid meine Lieblingsösterreicher!" So etwas hört man gern. Und: Das können wir nur zurückgeben, dieser junge Mann ist auch unser Lieblingsami. Italien und Spanien hat sich mit Frankreich verbündet und johlt noch immer Parolen, die mittlerweile niemand mehr versteht. Leute, die in einer Beziehung sind, sind plötzlich so einsam, dass sie ganz dringend mit irgendjemanden knutschen müssen. Erfährt sie/er ja eh nicht- ist ja nicht da.

Um 1:00 dann Licht aus, Party geht weiter im nächsten Studentenheim. Dodo und Keks sind die Ältesten unter den Partygästen und beschließen, heim zu gehen. Ist ja auch schon spät. Und betrunken ist man auch.

Und der nächste Tag ist einfach grauslig. Wäh. Bin ich froh, dass der Tag vorbei ist und ich meine alten Knochen ins Bett transportieren kann. Und wenn ich morgen aufwache, dann ist mir nicht schlecht und mein Kopf tut auch nicht weh. Nüchtern sein ist toll!

17.09.2010

kochen nach allen regeln der mathematik

wir laden zum zweiten international dinner, diesmal allerdings nicht ganz so international. zu gast heute norwegen, frankreich, schweiz, deutschland und österreich. die regeln, was gekocht werden soll sind dieses mal auch etwas lockerer, einfach das was man halt so kann – wir nennen das dieses mal auch food party.
erster reflex "wir machen chili!" – das ist einfach, kostet nicht so viel und reicht gleich mal für eine ganze menge leute. jetzt haben josi und thomas die idee uns im facebook nachrichten-thread mit einem insider dran zu kriegen, sie sagen sie machen lachscarpaccio auf safransauce (können die natürlich nicht, sie dachten aber wir kennen wohl das youtube video in dem... nicht so wichtig – es gibt kein lachscarpaccio auf safransauce). euphorisiert von dieser außergewöhnlich klingenden köstlichkeit lässt sich keks dazu hinreißen, auch etwas kochen zu wollen, das zum einen etwas kultivierter klingt als chili und zum anderen in weiterer folge nicht so... lassen wir das. wir kochen mini quiche. josi und thomas lösen den scherz auf – wir bleiben dabei, weil das rezept hat im internet voll leicht ausgeschaut.
nach einigen übersetzungshürden konnten wir auch topfen a.k.a. quark – für unsere deutschen leser – a.k.a. "melkeprodukt som ligner litt kesam og rømme" – ja so nennen die das hier in norwegen – auftreiben.
also, ich mach dann mal den teig. wie viel mehl? 200g ... waage – haben wir nicht. der findige mathematiker überlegt: "die packung hat 1kg und ist 15cm hoch, das heißt, wenn ich 3cm mehl nehme, sollten das 200g sein" – lineal rausgekramt, abgemessen – 200g mehl.
dann 70ml milch. messbecher – fehlanzeige. "wenn das glas ca. 0,2 liter fasst und 9cm hoch ist, sollten etwas über 3cm milch im glas 70ml entsprechen".
3 esslöffel für das öl hatten wir glücklicherweise, d.h. ich hab' natürlich nur einen verwendet, aber eben 3 mal hintereinander. die 100g topfen aus der 300g packung hab' ich dann einfach geschätzt. das ganze gut durchgemischt und tatsächlich scheinen meine berechnungen gepasst zu haben – der teig sieht gut aus.
mini quiche, die müssen ja klein sein, also einfach – und die betonung soll hier auf einfach liegen – den teig in die muffinförmchen geben, so dass der rand schön bedeckt ist und die füllung dann in den teig kann. ganz so einfach ist das wohl aber doch nicht – die muffinförmchen sind aus papier – und nach 15 minuten wildem "teig-in-die-förmchen-kneten-wieder-rausholen-ein-neues-förmchen-nehmen-und-nochmal-versuchen" geben wir auf. nach kurzer reue – "wieso haben wir nicht einfach chili gemacht" – beschließen wir "wir machen einfach eine große quiche in der auflaufform" – gute idee... nein, im ernst, die idee war gut und ich kürze die geschichte hier ab, die quiche ist sehr gut geworden – und als bonus gabs auch 2 mini quiche.

14.09.2010

Feed my brain!!!!

Ich bin unterfordert. Ich meine: ich bin wirklich unterfordert! Nicht, dass ich jetzt so klug wäre und immer ein strebsamer Mensch gewesen wäre- aber: mir ist langweilig. Also: Gehirntechnisch ist mir langweilig. Die Fächer unseres Fächerbündels "Humanities and Education" klingen großartig (Beat Culture, Norwegian Education and Society, Gender and Equality), sind jetzt aber nicht sooo spannend.
Beispiel Beat Culture:
Klingt toll! Kunstgeschichte! Literatur! Her damit sagt mein Kunst liebendes Herz. Nach den ersten Stunden noch die Hoffnung, es geht nicht nur um destruktive, drogenabhängige Künstler Ende der 50er Jahre. Nach drei Wochen die Ernüchterung: Es geht um destruktive, drogenabhängige Künstler Ende der 50er Jahre. Ausnahmslos. Gedichte, in denen ein Satz über sieben Seiten geht (keine Übertreibung!!), unglaublich ordinär geschriebene Texte, in denen das Wort f* noch "nett" ist. Musikstücke, die eine Aneinanderreihung von Geräuschen diverser Küchengeräte sind- oder 4:33min einfach Stille. Bilder, in denen Schwarz und Braun dominieren- ach ja, den hinaufgeklebten Müll sollte man nicht vergessen. Eine Subkultur, die ihresgleichen sucht.
Vermutlich bin ich nicht klug genug, künstlerisch genug- oder einfach: weder drogenabhängig noch schwer depressiv. Ich mag Kitschfilme aus den 50er Jahren. Ich mag Petticoats und ich finde auftoupierte Frisuren und hochhackige Schuhe großartig! Und: ICH MAG BUNT.
Fazit: Beat Culture ist nichts für mich.

Nächster Hoffnungsschimmer: "Norwegian Education and Society"
Der erste "Fieldtrip" nach Grimstad war ein voller Erfolg (siehe Blog "Der Henrik und der Knut"), norwegische Literatur verpackt mit norwegischem Way of Life. Großartig! Gestern dann noch eine Einheit "orienteering"- Orientierung. In Norwegen ist das ein Volkssport. Jeder muss sich orientieren können. Kein Wunder bei der Vielzahl an Seen und Fjorden und Bergen. Als Tourist kann man da schnell den Überblick verlieren ("Oh, schon wieder ein See. Waren wir hier schon, oder ist der neu??"). Also erhalten wir eine Karte und den Auftrag: "Finde die orange-weißen Fähnchen!" Beim Losgehen meint Bjørn der Bär (unser Professor), nicht nur Dodo solle sich orientieren können- auch ich solle auf der Karte nachschauen und ein, zwei Fähnchen finden. Pf! Ich bin besser im orientieren als... egal. Ich kann das auch. Und finde prompt das erste Fähnchen. Dass ich die Richtung, in die wir gehen sollten bloß erraten habe, tut hier nichts zur Sache. Wir finden also alle sieben Fähnchen und berichten Bjørn ganz stolz davon. Der meint nur "Ok. Dann äh, ja. Das wars. Schönen Tag noch und schönen Aufenthalt in Norwegen!"
Heute dann Norwegian Education mit Marianne. Marianne spricht ein bißchen langweilig über das norwegische Schulsystem, gewinnt aber dann mit einem LEGO SPIEL alle Herzen der StudentInnen. Nicht nur, dass wir was aus roten, blauen, gelben, schwarzen und weißen Steinen um die Wette bauen dürfen- wir lernen auch was dabei: Den Kindern immer klare Anweisungen geben, sonst entsteht Chaos- und zwar nicht nur bei Volkschülern, auch StudentInnen neigen zum Wahnsinn. Unser werter Herr Professor Albert Angerer würde sagen "ANTIZIPATION- OHNE DEM GEHT GOAR NIX!" Außer Lego erzählt uns die nette Marianne noch, dass sie lange im Norden gelebt hat und dort so wenig Sonne ist und die Sommer so kalt sind, dass sie ein Haus in Kristiansand gekauft haben, dass ihr Mann freiwillig in Karenz gegangen ist und das ganz problemlos war und dass Norwegen sowieso ein unfassbar gutes Schulsystem hat mit ganz unfassbar guten LehrerInnen und mit noch unfassbarerem bessererererem Sozialsystem. Ok- das alles hat sie so nicht gesagt, das alles hat mein Hirn nur so verarbeitet.
Norwegen ist toll. Und hier LehrerIn sein noch toller. Und eine Familie hier gründen muss am tollsten sein. Nein, keine Sorge, ich komme eh heim. Um meine Sachen zu holen, hihi.

Ein Fach fehlt noch: "Gender and Equality"
Gleichberechtigung in der norwegischen Gesellschaft. Warum es bei denen funktioniert und bei uns nicht. Nächste Woche geht es los mit dem Kurs und ich erwarte mir eines:
Viel brauchbare Information für mein Hirn! und so ganz nebenbei das Geheimrezept für Gleichberechtigung... damit ich es dann den Herrschaften in Österreich erklären kann. Damit mein Mann auch in Karenz gehen kann und ich genau so viel verdiene, wie er es tun wird. Dann muss ich nicht nach Norwegen auswandern, sondern kann bei meiner Familie bleiben.

11.09.2010

Firestarter

"You have to get used to it!", hat er gesagt. "It happens really often- especially the first weeks...", hat er gesagt, der Norweger als wir das erste Mal Feueralarm hatten und völlig perplex in der Kälte standen. Also haben wir uns bemüht, so zu tun, als hätten wir uns daran gwöhnt. Aber irgendwie funktioniert das nicht so, weil man sich einfach partout nicht daran gewöhnen kann, mitten in der Nacht von einer plärrenden Glocke aus dem Schlaf gerissen zu werden. Es sei denn, man wird vor dem Alarm wach. Und genau das ist mir gestern (heute) Nacht passiert.
Was mich geweckt hat tut hier nichts zur Sache (es war das Knie von Dodo in meinem Kreuz). Jedenfalls steh ich auf, schnappe meinen Schnuffipolster und meinen Schnuffidrachen und marschiere in mein Bett in das andere Zimmer. Allerdings riecht es dort nicht nach Blumenwiese (so wie sonst immer) sondern nach verbranntem irgendwas. Also fange ich an zu suchen. Ich mache das Fenster auf- des Nachbarns Fenster ist auch schon offen. Ich gehe auf den Gang hinaus- Brandgeruch. Aber kein Feueralarm. Seltsam. Also lege ich mich ins Bett und schlafe ein- um zehn Minuten später- RICHTIG!!!!!!- vom Feueralarm aus den Federn gerissen zu werden. Dodo wackelt- extrem entspannt mit den Worten "Zieh dich an, wir gehn mal wieder..."- in mein Zimmer, wir ziehen uns die Jacken an und stapfen nach draußen. Dort dann Gespräche wie immer:
"Weißt du wer's war?"
"Ja, es war wieder der Idiot unserer Nachbarwohnung."
"Oh, hey! Hat er wieder Pizza gemacht?"
"Ja, scheint so."
"Was für ein ?!%&*!!"
Die Feuerwehr kommt wieder, rein in die Wohnung...ihr kennt ja mittlerweile das Prozedere. Wieder zurück in unsere Wohnung, vorbei an einem verzweifelten Jan (wir erinnern uns: der Wohnungskollege des reichen Bubis, der gerne Pizza im Ofen verkohlen lässt und auch diesesmal der Übeltäter war), der sich für seinen pyromanisch veranlagten Mitbewohner entschuldigt. Wir reißen wieder mal alle Fenster auf um dann endlich um 04:15 einzuschlafen.
Um ehrlich zu sein würde ich diesen Typen gerne mal fragen, ob er
a) um den Ofen gelaufen ist
b) er einen Doktor braucht
c) ihm irgendjemand in die Batterie ges* hat
oder
d) ob er einfach nur ein riesen A* ist, der gerne im Vollrausch Sachen (vorzugsweise Pizza) verbrennen, alle Bewohner aus dem Schlaf reißen und dann seine Eltern den Feuerwehreinsatz zahlen lässt.
Leider reichen meine Norwegischkenntnisse noch nicht aus. Deshalb werde ich das nächste Mal wenn ich ihn sehe folgendes zu ihm sagen:
"Du er en gammel brystholden!" - "Du bist a oida Busenhoita!" (c by Sophie im Alter von drei Jahren)

Übrigens: Der Feueralarm zu Beginn dieser Woche wurde von einer Norwegerin ausgelöst. Auch sie hat im Suff vergessen, dass sie Pizza im Ofen hatte. Was soll man da noch sagen.

09.09.2010

in dubio pro dodo

und schon sehen wir die erste gegendarstellung in unserem blog. und zwar bin ich mit dem ausdruck "weicheier" nicht so ganz einverstanden, zumindest betreffend meiner person.
hier ein auszug aus dem plädoyer: "um 2.00 – kurz nach dem einschlafen – durch einen fehlalarm aus dem schlaf gerissen torkelte der klient dodo – im weiteren nur mehr klient – schlaftrunken aus seiner unterkunft, um auf die einsatzkräfte zu warten. nach 10minütiger wartezeit begab sich der klient zurück in seinen schlafraum. auf dem weg dorthin fand er folgendes szenario vor: ein junger mann mit leuchtend roten augen stand im pyjama vor seinem schlafraum und gab an, dass sich eindringlinge in seiner unterkunft befunden hatten. der klient vermutete einen einbruch mit raub und lief in seinen schlafraum um sicher zu gehen, dass er selbst nicht auch opfer krimineller studenten geworden war. erleichtert, dass dem nicht so war, begab er sich zurück zum tatort. als die freundin des klienten den tatort betreten wollte, hielt er es für angebracht, sie zurückzuhalten um eventuelle spuren nicht zu zerstören, bzw. selbst spuren zu hinterlassen – wir sind auch hier mit der eher spöttischen formulierung in besagtem blogeintrag nicht zufrieden. erst nach längerer unterhaltung mit dem vermeintlichen opfer bemerkte der klient, dass es sich bei den "eindringlingen" wohl eher um eine schizophrene wahnvorstellung handelte – um das monster unter dem bett oder im schrank. nachdem der klient und seine freundin auf das "opfer" eingeredet hatten, konnten sie es davon überzeugen, dass das monster unter dem bett a.) schon wieder weg oder b.) zumindest nicht gefährlich sei. zufrieden mit der guten tat begaben sich der klient und seine freundin zurück in deren räumlichkeiten um sich wieder schlafen zu legen.
ich möchte sie bitten, diese tatsachen zu berücksichtigen bevor sie den angaben einer gewissen keks in besagtem blogeintrag glauben schenken, ob es sich bei meinem klienten um ein "weichei" handle oder nicht."
ich bedanke mich für die aufmerksamkeit.

08.09.2010

Geisterstund'

Jetzt ist schon wieder was passiert. Jaaa- ich weiß! Auf diesen Satz hat der Herr Wolf Haas ein Patent, aber wenns doch in diesem Fall so gut passt! Herr Haas, Sie mögen mir das verzeihen.
Jetzt ist also schon wieder was passiert. Und zwar genau das, was immer passiert wenn norwegische Studenten ihre Gehirnzellen mit Alkohol vernichten (Ferrytrip to Denmark)- der Feueralarm in unserem Studentenheim wurde ausgelöst. Wer es diesmal war, wissen wir (noch) nicht. Nur dass es sich dabei um Raum 008 in Block A gehandelt hat. Wer auch immer dieser Hirni gewesen sein mag- danke dafür.
Da geht also dieser behämmerte Feueralarm wieder los, alle torkeln schlaf/be/trunken aus ihren Gemächern, stehen draußen herum. Dann "same procedure as every year": Feuerwehr kommt, schaltet Alarm aus, stürmt hinein, kommt mit finsterer Miene wieder raus. Studenten wackeln maulend wieder zurück in die Zimmer. Gesprächsthema Nummer 1: WER WAR ES? und IST ES SACHBESCHÄDIGUNG, WENN ICH DESSEN/DEREN TÜRE MIT FAULEN EIERN BEWERFE?
Auf den Weg zurück in unsere Wohnung treffen wir einen kauzigen jungen Mann in einem britisch aussehenden (marineblau-rot kariert) Pyjama. Mit weit aufgerissenen Augen steht er vor seiner Wohnungstür und stammelt herum. Jemand hätte eingebrochen. Weil weil weil seine Sachen sind ganz durcheinander. Und und und plötzlich RRRRRRRRING- so laut- Feueralarm- rausgehen. Und dann vergessen, abzusperren. Aber Handy mit. Und Geldtasche. Aber irgendetwas stimmt da nicht. Weil weil weil seine Sachen sind ganz durcheinander. In erster Linie war einmal der junge Herr durcheinander. Kein Wunder, immerhin dürfte ja jemand in seiner Wohnung gewesen sein. Also schlage ich vor, einfach hineinzugehen. NEIN NEIN! meint der Pyjamabub. Viel zu gefährlich. Viel zu gefährlich?? Wieso? Ich versteh es nicht. Der Dodo meint auch, auf keinen Fall rein gehen. Wahrscheinlich wegen der DNA. Weil dann das Team von CSI anrückt und Horatio seine Sonnenbrille abnimmt, den Kopf schieflegt und dann sowas
Schlaues sagt, wie: "Es war sie. Aber sie war nur da um ihm zu helfen. Sie ist nicht die Täterin. Es war der Gärtner. Der Mörder ist immer der Gärtner." (WTF???) Egal. Auf jeden Fall meinten die Jungs, ich solle da nicht reingehen (Weicheier!). Also hab ich das getan, was man als Frau eben so macht, wenn ein Mann in Not ist: Muttergefühlen freien Lauf lassen und trösten.
"Da war bestimmt niemand drinnen (sein könnte es ja schon wenn der nicht abgesperrt hat...), du bist nur erschrocken, weil du tief geschlafen hast und der Feueralarm so schrecklich laut ist (Scheiße! wir haben auch nicht zugesperrt...), atme tief durch- gemeinsam, ok? Eeeeeeeeeinaaaaaaaatmeeeeeeeeeen- aaaaaaaaaaaauuuuuuuuuuuuusaaaaaaaatmeeeeeeeeeeen. Besser? (hoffentlich hat uns niemand was geklaut) Na siehst du! Magst du deine Mami anrufen? (wenn die was geklaut haben, mach ich sie fertig!!) Wenn du magst, rufen wir die Polizei an (wehe, diese Typen entwischen wenn sie bei uns auch was geklaut haben!) ? Nicht? Na gut. (dann erschlag ich sie mit meinem Plastikkochlöffel, wenn ich sie erwisch!)" Eine halbe Stunde später ist der Junge im Schlafanzug dann doch überzeugt, hineinzugehen und die Türe hinter sich zu schließen.
Uns tut er noch immer leid, der Junge im britischen Pyjama. Der hat sicher kein Auge zu gemacht. Und um ehrlich zu sein: Wir haben auch schlecht geschlafen. Aber eingebrochen ist bei ihm niemand, reden wir uns zumindest ein.
Übrigens: Heute war ein riesengroßer Kaffeefleck nur zwei Meter von seiner Wohnung entfernt am Boden. Vielleicht ein geheimes Zeichen? Freimaurer? Oder einfach nur ein kleiner Tollpatsch?

wenn norwegern das kotzen kommt

oder drehen wir den titel um und formulieren daraus eine frage: wann kommt norwegern das kotzen? 3 mögliche antwortmöglichkeiten:
1. von heftigem seegang! soll das ein witz sein? wir sprechen hier von norwegern. durch norwegische adern fließt wikingerblut.
2. von zu viel essen! naja, könnte hinkommen, aber wir haben vielmehr die theorie aufgestellt, dass wiking... äh norweger zwei mägen haben um mehr essen zu können. vermutlich wurde dafür die leber eingespart.
3. von alkohol! siehe punkt 1 und 2. ein wikinger mit 2 mägen und keiner leber lässt sich doch von ein bisschen bier nicht umhauen.
wann aber kotzen jetzt die norweger? wenn sie alle 3 punkte kombinieren. doch wie? die hiesige fährgesellschaft colorline verkehrt zwischen kristiansand und hirtshals in dänemark. durch angebote wie das 50nok - roundtrip ticket ist diese gesellschaft gerade bei studenten sehr beliebt, weil auf diesem trip günstig bier und andere spirituosen käuflich erworben werden können um sie dann so mehr oder weniger legal nach norwegen zu schmuggeln. ab und zu bietet allerdings die colorline sogar gratis trips für studenten an. dann wird das schiff zum partyboot. vor allem dann, wenn die gesparten 50nok um 200nok ergänzt werden und das buffet an bord gebucht wird – ein all-you-can-eat-all-you-can-drink-buffet. und voila, schon kotzen sie, die norweger.
aber fangen wir ganz am anfang an: nach entern des schiffs in kristiansand stürmen also schon die ersten das buffet, man möchte ja keine zeit verschwenden – 3 stunden gratis essen und trinken ist sowieso viel zu kurz und man muss ja auch noch in den duty free shop. unser buffet-ticket gilt nur für die rückfahrt – über folgende ereignisse kann also lediglich spekuliert werden: eine meute hungriger und vor allem durstiger studenten stellen sich die tische voll mit gläsern und tellern, bepackt mit gigantischen portionen fisch, schrimps, hummer, kaviar, brot und und und. in hirtshals angekommen erleben wir das volle ausmaß des schadens, den das buffet angerichtet hat. horden betrunkener norweger verlassen johlend und gröhlend das schiff, um das rückfahrticket zu lösen und nach 45minütiger wartezeit gleich wieder zurück aufs schiff zu wanken. diese wartezeit nutzen einige schon um sich die schöne fahrt nach hirtshals noch einmal durch den kopf gehen zu lassen. auch die ersten bierdosen, die zuvor noch günstig erstanden wurden, werden aufgerissen – man möchte ja nicht wieder ausnüchtern.
also wieder aufs schiff – diesmal sind wir dran mit buffet, also keine zeit verlieren und auf zum deck 8. bevor das buffet in angriff genommen wird muss noch die wichtige entscheidung getroffen werden – saufen oder essen? das bier schmeckt wie abwaschwasser und der wein wie das, was zu schlecht war fürs bier, ... also essen. nach 90 minuten hat selbst im trainiertesten magen nichts mehr platz und ein spaziergang an die frische luft ist obligat.
und als wir dachten, der zustand der studenten an bord sei in hirtshals schon bedenklich, haben wir uns geirrt. im heck des schiffs findet jetzt nämlich die eigentliche party statt. siggi der alleinunterhalter sorgt für stimmung und der "dancefloor is on fire". die gänge des schiffs gleichen einem lazarett – überall liegen und sitzen schlafende partytiger und kotzende norweger sind immer in sicht- oder zumindest in hörweite.
gegen mitternacht verlassen wir das schiff und machen uns durch strömenden regen auf den heimweg. und womit muss ein solcher abend enden? richtig – feueralarm.

06.09.2010

Weihnachten im September

Das Warten aufs Christkindi war schon immer schrecklich und ist es bis heute geblieben. Als Kind wird man in meiner Heimat früh morgens auf die Skier gestellt, mit der Aufforderung erst wieder zu kommen, wenn die Lifte schließen. Egal, wie das Wetter ist. Weil: das Christkind muss den Christbaum herrichten und die Packerl heranschleppen. Und das ist ja- wie wir alle wissen- eine geheime Geheimmission, der man nur als Erwachsener beiwohnen darf (wenn man brav genug ist). Also kommt man erst gegen halb fünf wieder heim. Und dann muss alles schnell gehen: in die Badewanne setzen (war ja saukalt beim skifahren), Haare föhnen und Spangerl reinklipsen, Kleidi anziehen. Und daaaaaaaaaaann: Ins Wohnzimmer, wo das Christkind die Kerzen angezündet hat, wo seltsamer Weise schon alle Erwachsenen sind, schnell schnell singen und JUHUUIIII!! ENDLICH! Packerl aufreißen. Danach: essen, spielen, noch mehr spielen!
Aber in Norwegen ist das irgendwie anders:
Da dauert das Warten fast zwei Wochen!! Und dann legt einem das Christkind einen Brief ins Postkasterl. Und dann muss man sich das Packerl von der Post holen, weil das Christkind das Packerl irgendwie da hin geschickt hat. Und überhaupt hat sich das Christkindi heuer sowieso im Datum geirrt und das Packerl drei Monate zu früh gebracht. Z,z,z. Der Dodo hat dann das Geschenk geholt und ist aus dem Staunen nicht mehr raus gekommen. Was das Christkind heuer alles eingepackt hat! Unglaublich!! Sojaschnetzel, Sojagranulat, Glutenmehl, Tonnen von Süßigkeiten und Chips, einen halben Marmorkuchen und selbst gebackene Kekse (die zu Weihnachten nie fehlen dürfen).
Auf jeden Fall war dieses Geschenk das schönste Weihnachtsgeschenk (heuer...) und dafür wollen der Dodo und die Keks ganz artig "DAAAAAAAAAAAAAAAAANKEEEEEEEEEEE liebe Minni- ubsi- liebes Christkind!!!!" sagen.

04.09.2010

Der Henrik und der Knut

Der Henrik und der Knut schreiben gerne. Gedichte, Dramen, Weltliteratur und so. Der Knut ist in Österreich nicht ganz sooo bekannt- und beliebt- wie der Henrik. Nicht, dass der Knut nicht gut Geschichten und Gedichte schreiben könnte- er mag halt... naja... sagen wir es mal so: dem Knut ist die Menschen verachtende, völlig geisteskranke Politik von einem gewissen Herrn A. Hitler gar nicht so zuwider. Deshalb haben ihn die Norweger in den letzten Jahrzehnten jetzt auch nicht sooo gemocht. Aber irgendwie, naja, er schreibt halt so gut, sagen die Norweger. Seine Gedichte und seine Geschichten sind halt so schön und keiner beherrscht die Jonglage mit norwegischen Wörtern besser als der Knut. Darum ist er jetzt doch nicht mehr so doof und das mit den Nazis, naja, das ist jetzt schon schlimm, aber auch wieder nicht so schlimm, dass man ihn komplett aus der Literatur streichen könnte. Darum hat der Knut jetzt auch einen eigenen Platz vor der Bibliothek in Grimstad bekommen. Bravo, Knut!
Der Henrik hingegen, der ist auch in Österreich bekannt. Das ist der mit Peer Gynt und so. Aber nicht jetzt die Peer Gynt Suite- das war sein Freund, der Edvard (nein, nicht der von Twilight!). Auf jeden Fall hat der Henrik ein sehr bewegtes Leben. Und an dem haben wir heute teilhaben dürfen. Wir haben uns sooo viel anschauen dürfen von ihm: Sein Bett, seinen Schreibtisch, seine Bücher, die kleine Apotheke in der er gearbeitet hat, sogar seine Brille, seine abgezwickten Zehennägel (die hab ich ihm nicht zwicken müssen!) und seine Suppenschüssel und- ja voll viel halt.
Jetzt schreibt der Henrik so tolle Sachen und kriegt keinen Nobelpreis. Und stirbt dann auch ohne Nobelpreis. Schön blöd. Aber ein schönes Haus hat er gehabt, der Ibsen Henrik.
Und der Knut, der ist ja quasi überall in der ganzen Stadt Grimstad zugegen. Aber leicht hat ers nicht. Zum Beispiel: Damit er einen Brief aufgeben kann, muss er über einen riiiiiiesen Berg klettern um den dann in einen roten Briefkasten ("the amazing, red mailbox") zu werfen. Dem ist glaub ich gar nicht aufgefallen, dass direkt vor seinem Krankenhaus (wo er ist, weil er ja geisteskrank ist wegen der Nazigeschichte und so) eine Bushaltestelle ist. Hm. Dann müsste er halt nicht sooo weit gehen. Weil mit "age eighty-something" noch da drüber kraxeln ist auch anstrengend. Naja, was solls. Vielleicht kommt er eh von selber drauf. Aber ich glaub eher nicht, denn wer in einem Nachruf für Hitler schreibt "Er war ein Kämpfer für die Menschheit und ein Verkünder der Botschaft vom Recht für alle Nationen.” muss definitiv geisteskrank sein. Soll er doch über den blöden Berg latschen, der Depp.
Literaturnobelpreis hin oder her. Der Knut Hamsun, der war ein Nazi. Aber der ist jetzt auch tot. Und soviel wollte ich über sein Leben eigentlich gar nicht wissen.

01.09.2010

Die Post bringt allen was...

Estragon, Wladimir, Lucky und Pozzo tun es seit 1952. Sie warten. Wir tun es seit zehn Tagen. Wir warten auch. Allerdings warten wir nicht auf Godot, die/der einfach nicht erscheinen will, sondern auf ein Packerl von meiner Schwiegermami, das scheinbar niemals, nie, nie, nie in unserer Wohnung ankommen will.
Vor knapp zwei Wochen haben wir Dodos Mama gebeten, uns Nahrungsmittel zu schicken, dass auch Nicht-Fleischfresser im hohen Norden überleben können. Wichtigste geforderte Utensilien: Sojagranulat. Und Glutenmehl. Damit wir auch mal Sojagulasch und Glutenschnitzel kochen können- weil das nämlich soooooooo lecker ist. Jetzt haben wir beide das Glück, dass Mama Minni sich echt Sorgen um unseren Gesundheitszustand macht (weil wie sollen wir das hier heroben bloß überstehen, wenn alles so teuer ist und wenns nix für Vegetarier gibt), dass sie ein Express-Packerl in Österreich losgeschickt hat. Remember: VOR ZEHN TAGEN.
Diese Expresspackerl sind teuer. Extrem teuer. Um nicht zu sagen: eine Frechheit. Aber die österreichische Post verspricht, in drei Tagen ist das Packerl bei den hungernden Studenten. Da fällt mir ein- die Post hat auch versprochen, Postfilialen in kleineren Gemeinden ganz toll zu Postpartnern umzufunktionieren und dass dann alles ganz toll funktionieren wird... also mit Versprechen halten hat sie's nicht so, die Post.
Das Survivalpackage wird daheim guten Mutes weggeschickt und kommt drei Tage später... nicht in Kristiansand an. Eine Woche später... liegt unser Essen beim Zoll in Norwegen. Sojaprodukte mögen die Wikinger nicht ("Sollen die doch Fleisch essen!" so offenbar der Tenor). Zehn Tage später- naja, was soll ich sagen:
Noch immer nichts da. Kein Packerl. Und irgendwie auch keine Benachrichtigung, dass wir unser Zeug irgendwo abholen können. In der Zwischenzeit hat auch meine Mami voller Sorge ein Packerl mit Augentropfen weggeschickt, dass auch schon längst da sein sollte. Weil s'Mädl immer rote Augen hat und das seit drei Wochen irgendwie nicht besser wird. Der Post ist das wurscht. Auch hier gilt:
Noch immer nichts da. Kein Packerl. Und irgendwie auch keine Benachrichtigung, dass wir unser Zeug irgendwo abholen können.
Tja- und deshalb ähneln unsere Dialoge ein klein wenig jenen von Estragon und Wladimir:
Estragon: Komm wir gehen!
Wladimir: Wir können nicht.
Estragon: Warum nicht?
Wladimir: Wir warten auf Godot.
Estragon: Ach ja.

die säulen norwegischer zivilisation: fisch, kartoffeln und öl

was haben wir in den letzten tagen über norwegen gelernt? wir erinnern uns an ältere blogeinträge: es ist schön hier, viel wald, viele felsen und berge, enge und unpräparierte straßen, noch mehr wald, fjorde, erhöhte preise für ... alles, noch mehr wald und noch mehr felsen.
einiges wussten wir noch nicht – bis gestern, als das erste international pub veranstaltet wurde. hier stellen sich verschiedene nationen vor – gestern norwegen:
nach einer kurzen geographischen einführung erhalten wir also einen genauen einblick in das leben eines norwegers. geboren wird der norweger mit skiern. noch bevor er laufen kann, wird er durch den schnee geschleift und auf skier gestellt. immer dabei: matpakke, ein lunchpaket, bestehend aus gefrorenen toastbrotscheiben und gelbem käse. zu hause bei mutti gibts fisch mit kartoffeln. zu studienzwecken wird die nächste größere stadt aufgesucht. dort lernt der norweger 2 wichtige lektionen: grandiosa pizza und das zwei mal wöchentliche besäufnis. in diesem zustand geht der norweger auch einem sehr beliebten hobby nach... dem one-night-stand. hier ist norwegen weltelite.
helden aus musik (a-ha und natürlich 2009 eurovision song contest gewinner alexander rybak) und sport (bjørndalen, aamodt) werden stolz vorgestellt.
nächste lektion: fluchen. hierauf möchte ich aus jugendschutzgründen nicht näher eingehen, aber die basics beherrschen wir.
nach der theorie folgt ja bekanntlich die praxis. so auch im international pub. zuerst gibt es eine kurze einführung in den traditionellen norwegischen volkstanz. teil davon ist einen hut von einer stange zu treten. und darin sollen sich nun einige internationals versuchen – chuck norris wäre stolz. nach doppelter dosis alexander rybak ist der volkstanzwettkampf vorbei und der preis geht an drei betrunkene französinnen und eine nicht minder alkoholisierte spanierin, die zwar nicht den hut getreten haben, aber eindeutig den meisten spaß hatten. diese drei jungen damen plus verstärkung durch zwei deutsche partylöwinnen sind auch teilnehmer der blind-verkostung norwegischer köstlichkeiten (hier soll am geschmack erkannt werden was es ist). nach lecker fischöl gibt's rentiersalami – "reindeer? what? what is this?", so eine entsetzte französin – und ja, liebe freunde aus den vereinigten staaten, weihnachten fällt heuer aus. die teilnehmerinnen sind hier schwieriger im zaum zu halten, als ein sack flöhe und so tritt die verkostung nach wenigen minuten gejohle und gesang in den hintergrund. die antwort – ob richtig oder falsch – wird jedes mal zelebriert und lautstark durch die teilnehmerinnen gefeiert.
im anschließenden quiz sehen wir uns als team "one, two, sriiiii awesome" bereits als gewinner. der name ist auf die große anzahl deutschsprachiger teilnehmer und deren eingängigen akzent zurückzuführen. auf jede frage wissen wir zu 100% die richtige antwort, die... dann... meistens wohl doch nicht so richtig ist. gewinner ist das team "winners" – wie kreativ...
anm. zum bild: im normalfall sind (bis auf die verkohlte pizza) alle bilder von uns selbst. diesmal geht der credit aber an uwe k. (datenschutz und so :) weil unsere kamera diesem kulturellen ereignis nicht beiwohnen konnte. danke uwe.