04.12.2010

und wie sind die prüfungen jetzt so?

gestern haben wir die letzte prüfung hinter uns gebracht. nachdem wir diesen fakt gestern schon begossen haben, kommt der blog dazu heute. wir sind ja (an der ph) mündliche prüfungen mit fragenkatalog, multiple choice tests und examen mit 48 fragen für eine dreiviertel stunde, die so lange sind, dass wir gar nicht damit fertig werden können. aber, wie sind denn jetzt die prüfungen so, in norwegen?
fangen wir an mit der "herkömmlichsten" prüfung: "norway's society and culture" – eine fünfstündige (!!!) prüfung. das fach... des norwegers liebste thema ist norwegen. weil der norweger sehr stolz auf sein land und auch sich selbst ist, weil er sehr moderat ist, gleichberechtigung ganz groß geschrieben wird und natur – ganz groß geschrieben wird. (den mann, den ich beobachtet habe wie er in seinem mercedes (moderation) bei laufendem motor (nearness to nature) vor dem supermarkt auf seine frau gewartet hat, die ganz alleine die einkäufe erledigt hat (equality), erwähne ich hier nicht). die prüfung soll so aussehen, dass wir vier fragen bekommen, von denen zwei zu beantworten sind. klingt jetzt simpel, was aber keiner verstehen konnte ist "was zur hölle soll ich denn fünf stunden (!!!) über zwei so blöde fragen schreiben. die antwort ist: das selbe wie in 1 1/2 stunden, nur lass ich mir jede menge zeit dabei. die prüfungssituation wird hier ernst genommen. alles was kein stift ist muss weit weg vom tisch, aufpasser gibt es einige und wer mal muss, bekommt begleitschutz. nach eine halben stunde bin ich mit den nötigen notizen fertig und beschließe, dass mich das jetzt gar nicht freut auszuformulieren. also schau' ich ein wenig rum und bemitleide philipp, der neben mir sitzt und am vorabend noch schön einen in der krone hatte (die für viele österreicher viel zu deutsche ausdrucksweise sei mir hier gestattet, der philipp ist nämlich deutscher) und um halb 10 natürlich noch an akutem schlafmangel und einsetzendem kater leidet. ich fange also mit schreiben an, nach einer knappen stunde bin ich mit frage eins fertig und beschließe, um die zeit totzuschlagen, aufs klo zu gehen. nach einer weiteren stunde bin ich fertig und beginne das zettelgewirr zu sortieren. die arbeit wird nämlich auf durchschlagpapier geschrieben – alle seiten numeriert, dann kommt die weiße und gelbe version in je einen umschlag und die blaue version darf ich mit nach hause nehmen und rumzeigen. nach achtmaligem kontrollieren (wer mich kennt weiß, ich übertreibe hier nicht) ob eh alles ist, wie's sein soll, bin ich befreit.
weiter im text mit "gender & equality". in diesem fach geht es, wie der name vermuten lässt, um die gleichstellung der frauen, jetzt nicht untereinander, sondern mit männern natürlich. barbara rosenkranz wäre erschüttert, was sich die teilweise so vorstellen: frauen sollen arbeiten gehen und karriere machen und sind nicht nur zum kinder kriegen da, sagen die. und wie hat sich jetzt der sehr kompetente, freundliche und schlaue, herr grindheim (ja, das fach wird paradoxerweise von einem mann unterrichtet) die prüfung vorgestellt? zuerst wird in partnerarbeit ein 7.500 wörter langer aufsatz geschrieben über irgendein "gender equality" relevantes thema. und dann gibts am semesterende ein zweitägiges take-home-exam. ist jetzt nicht wie ein happy meal "einmal examen, mit ketchup, zum mitnehmen" sondern auf der studentenplattform fronter wird um 9.00 uhr morgens eine frage veröffentlicht und wir haben 48 stunden zeit, diese zu beantworten, wieder in einem aufsatz. wie stelle ich mich so einer aufgabe? naja, zuerst mal stehe ich viel zu früh auf und drücke dann ab ca. 8.35 im minutenabstand auf die refresh taste, ob die frage denn schon da ist. dann fange ich natürlich augenblicklich mit deren bearbeitung an, ca. eine stunde lang, dann wird mir das zu langweilig und meine guten freunde facebook und youtube helfen mir, zeit totzuschlagen. oh mist, so viel hab ich ja nicht, weiter also. nach einer weiteren stunde knurrt mir der magen. ein willkommener grund zu prokrastinieren. also auf zu rema1000, chips und kekse kaufen. zu hause erst mal eine schöne schüssel müsli verputzen und dann weiter im text. abends gehts dann zur beat culture präsentation (dazu kommen wir gleich noch). um halb 11 kommen wir von der präsentation heim und meine untätige wenigkeit hat so ein schlechtes gewissen ob der tatenlosigkeit, dass ich noch bis halb 1 an dem aufsatz arbeite und tatsächlich fast fertig werde. den zweiten tag meines take-home-exams verbringe ich großteils mit schwachsinnigem internet surfen... ich bin ja eh fast fertig.
nummer drei und definitiv die coolste prüfung, die ich jemals hatte: beat culture. beat culture war eine bewegung in den usa der 50er jahre, wo schreiberlinge, künstler und musiker gegen die gesellschaft rebelliert haben. die bilder sind alle sehr experimentell, die texte für diese zeit (und auch für heute noch) sehr ungewöhnlich und die musik ebenfalls experimentell – oder jazz, das fanden die auch ganz toll. wie aber wird geprüft. zuerst wird mitte des semesters eine arbeit über ein kunstwerk und eine über einen text geschrieben. das macht die halbe note aus. für den semesterabschluss ist irgendetwas zu machen, das dann präsentiert wird – im studentenpub. alle möglichen projekte, von kunst über geschichten bis zu musik und theater ist alles dabei und die beiden präsentationsabende (trotz zeitgleichheit mit dem take-home exam) sind ganz großes kino. keks hat mit alva (auch radiotante – aus der schweiz) eine großartige beat-audio-collage fabriziert. leider kann ich davon keine hörprobe anbieten. ich als internet-nerd und quasi-ex-grafiker den beat-generator (www.dominikmaier.com/beat – eigenwerbung ist doch immer toll). alles in allem waren wirklich alle projekte interessant anzusehen (oder -hören) und vor allem der zweite abend hat sich permanent selbst übertroffen mit einem wahnsinnigen gesanglichen abschluss der norwegerin bente (auch im bild oben zu sehen).
so sind also die prüfungen in norwegen. fad und lang, interessant und zu hause und unterhaltsam und spannend. und vor allem... alle vorbei!!!

1 Kommentar:

  1. Haha, lustig! Hoffe, dass sie gut gegangen sind! Liebe Grüsse und gute Fahrt heim! :D

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