17.08.2010

Beamtenlotto...

nachdem es mich schon länger in kein österreichisches amt mehr verschlagen hat, weiß ich um die gängigen bräuche in heimischen amtsgebäuden nicht bescheid. in norwegen jedenfalls werden kleine zettelchen mit nummern in rauhen mengen verteilt. möchte man also etwas – sagen wir mal von der einwanderungsbehörde – drückt man auf einen knopf und liest um 8.45 uhr voller entsetzen die nummer 58. voller entsetzen deshalb, weil das büro seit 15 minuten offen hat und immer noch die nummer 1 in dem kleinen kämmerlein bearbeitet wird und das würde sich auch in den nächsten 15 minuten nicht ändern, d.h. voraussichtliche bearbeitung der einreise von keks und dodo nach norwegen in 29 stunden. so lange möchte natürlich keiner warten, also erst mal bei der informasjon (keine sorge, das ist norwegisch, also richtig geschrieben) anstellen. nach etwa 15 minuten bemerkt man, dass der erste in der reihe vor einer geschlossenen glasscheibe steht und ein buch liest. naja, wir brauchen ja auch noch fotos, also runter ins erdgeschoß (das einwanderungsbüro ist im 5. stock) und in den fotoautomaten, der wundervolle portraits im guantanamo-stil ausspuckt. nach einer halben stunde zurück im 5. stock ist bereits nr. 4 an der reihe und der herr mit dem buch steht unverändert vor der geschlossenen scheibe. in solchen situationen bleibt nur noch die flucht mit der aussicht auf kaffee. einen cappuchino, einen schokoladencroissant und etwa 1 1/2 stunden fußgängerzonentour später ist bereits die nummer 13 an der reihe. der herr hat mittlerweile die schlange verlassen und eine freundliche dame steht hinter dem informasjons-schalter ... oh, nein doch nicht – scheibe zu, freundliche dame weg ... kurz bevor wir beschließen, vielleicht besser morgen vorbei zu schauen, kommt die freundliche dame zurück, drückt dem herren vor der scheibe einen zettel in die hand und "der nächste bitte". unsere chance, die wartezeit von 29 stunden zu verkürzen. einzige dramatische komponente – die mittagspause der informasjon zwischen 10.30 uhr und 12.30 – es ist 10.05 und noch 3 andere vor uns in der schlange.
10.15 noch 2.
10.20 noch einer.
10.28 uhr – wir sind dran. nur knappe 3 minuten später halten wir die bescheinigung in händen, die uns erlaubt auf unbestimmte zeit in norwegen zu residieren. wir halten es jetzt für unnötig zu erwähnen, dass wir das genau so auf jedem beliebigen polizeirevier erledigen hätten können, da wir ja besitzer eines eu-passes sind.
also auf zur universität – student id abholen. dort angekommen wird erst mal eine nummer gezogen, was sonst. nr. 130 – an der reihe ist die nr. 80. hier sollte erwähnt werden, dass es mittlerweile ca. 11.30 uhr ist und das büro seit 8.30 geöffnet hat. erneut ein leichtes, die wartezeit auszurechnen, was wir hier dem leser überlassen möchten. aber in der zwischenzeit kann man sich ja ein weiteres zettelchen mit nummer drauf, nämlich vom it-service zulegen, quasi anstellen während dem anstellen – das geht dann aber doch recht schnell und nur 10 minuten später haben wir den zugang, um uns für unsere kurse anzumelden, wofür wir "not eligible" also nicht berechtigt sind, also auf zum international office. hier gibt es überraschenderweise keine zettelchen mit nummern drauf, nur eine hilfsbereite clare, einen kurzen anruf wer weiß wo und die bitte, es morgen noch einmal zu versuchen – viele studenten bedeutet eben viel durcheinander, morgen geht's sicher.
um etwa 14.00 wird die nr. 130 aufgerufen – erster preis beim beamtenlotto – eine student id, mit stark gelb/grünstichigem foto.
ca. 8 km fußmarsch, 2 cappuchinos, 3 zettelchen mit nummern drauf und 5 stunden wartezeit später halten wir eine aufenthaltsberechtigung, eine student id und einen student-web zugang in unseren händen und wir sind zu hause und futtern lasagne aus der eben erworbenen auflaufform um nur 35,- kronen, was etwa 4 euro entspricht.

1 Kommentar:

  1. Hm. Kling alles sehr lustig, besonders der teil mit der Lasagne. Es gibt, ich habe das letzens erst ausprobiert, einen klitzekleinen Unterschied zu den Spießroutenläufen auf österreichischen Ämtern: in Aut kostet's immer minimum 50 Euro.

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