
Nach zehn Minuten Unterricht haben Alva und ich den ersten Lachkrampf: "Henrik Ibsen wrote WORLDFAMOUS plays"- worldfamous. Was sonst. Das Wort wird im Zusammenhang mit Henrik Ibsen von den Professoren schon beinahe inflationär gebraucht. "Terje Vigen" so lautet das Meisterwerk, um das es sich heute dreht und es ist norwegischer Nationalschatz, sagt unsere Professorin, die Hege (das heißt übrigens Heilig, erklärt sie ganz stolz...). Die Sprache wird ganz genau analysiert- und dann plötzlich ein Ausdruck der Enttäuschung in ihrem Gesicht "Was? Ihr hab das Gedicht schon mal gehört!", dem gleich ein entschlossener Gesichtsausdruck folgt "Na- egal, ich erklärs euch genauer." AAAAAAAAAAAAAAAAAAH!!!! Seit drei Monaten wird dieses poetische worldfamous poem besprochen, zerlegt, analysiert und darüber philosophiert. Gekrönt wird die heutige "Terje Vigen" Show mit "ich zeige euch unscharfe Bilder, die thematisch zu jedem der 43 Verse passen". Unerträglich. Dodo stirbt neben mir einen qualvollen Tod, ausgelöst durch Langeweile. William hat angefangen, einen großen Wurm auf seine Terje Vigen Unterlagen zu zeichnen und Alva starrt auf mein Gekrakel.
"Kennt ihr den Hintergrund des Gedichts? Ja? Na gut, dann werde ich es trotzdem wiederholen!"- "Ja, wiederholen ist immer gut" meint ein sarkastischer Dion. Und weil wiederholen immer gut ist, wiederholt die Hege auch immer ihre letzte Phrase- oder zumindest das letzte Wort. Wort. Und je länger ich ihr zuhöre, desto schlimmer wird es. Schlimmer wird es. Dieser Vortrag-Stil bringt mich zum lachen und Dodo auch. Dodo auch. Bevor ich aber völlig durchknalle, fordere ich Alva auf, was zu schreiben. Schreiben:
World famous last words meiner lieben Alva.
Hege ist mittlerweile in Bestform und liest das Gedicht laut schreiend, in bester Literaturprofessor -Schauspieler Manier vor. Es wird immer lauter und dramatischer: "ANNA!!! ANNA!!!" Von hinten hört man einen mitfiebernden Dion: "OH NO!", leichtes Gelächter folgt. "STAND BACK THERE MY LORD!" plärrt sie mit aller Kraft durch den Seminarraum und meine Ohren beginnen mittlerweile zu summen. Ich glaube, ich bin knapp vor einem Gehörsturz. Doch dann- jetzt! Oh mein Gott!! Wir kommen zum Ende! Terje Vigen vergibt dem Mörder seiner Familie, lässt des Mörders Familie auch leben. Großartig! Na, wenn das nicht norwegisch (??) ist!

Um ehrlich zu sein:
Henrik, ich mag Peer Gynt. Aber Terje Vigen ist zum kotzen. Kein Wunder, dass dir für dieses 43versige Gedicht mit Trochäen niemand den Nobelpreis gegeben hat.
Viel zu lange das Ganze, echt jetz!
Haha, wir mussten die erste Versen auswendig lernen; Der bodde en underleg gråsprengt en, på den ytterste nøgne ø, han gjorde intet menneske men - verken på land eller sjø. Dog stundom... usw... Altnorwegisch btw - änlich wie Dänisch.. Lustig mit Wiederholung!! Haha.. In Gedichten ist Wiederholung das Stilmittel, das öftest gebraucht ist! Haben wir heute (vier Stunden lang Litteraturgeschichte mit dem Herrn Weibel gehabt...) erfahren..
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