14.10.2010

Keksis Reisetagebuch- TRONDHEIM

Liebes Tagebuch!

Die Fahrt mit dem ganz großen Schiffi hat echt Spaß gemacht. Aber nach zwei Tagen auf hoher See bin ich auch ganz froh, wieder festen Boden unter den Beinen zu haben. Zumindest teilweise. Die meiste Zeit leide ich nämlich unter der besonders heimtückischen "Landkrankheit".
Bei diesem körperlichen Gebrechen handelt es sich um eine Störung des Gleichgewichtsinns. Soll heißen: Ich wanke wie eine Betrunkene, mir ist schwindlig und ich fühle mich seltsam. Wer jetzt von meinen FreundInnen meint: "Na und? Im Winter bist du an den Wochenenden ständig landkrank!", der irrt gewaltig. Diese Krankheit ist nicht zu vergleichen mit Seidltouren durch Gosau, Martini-Sessions im Koller oder Mojito Parties im Sommerhof. Das norwegische Landkranksein dauert nicht nur ein paar Stunden- das dauert mindestens EINE WOCHE!!!

Ich wackle also mit der Alva, dem Uwe und dem Dodo durch Trondheim und stelle fest:
Trondheim ist die schönste Stadt Norwegens. Trondheim hat eine wunderbare Einkaufsstraße mit ganz vielen tollen Shops, wie zum Beispiel einem Sexshop direkt neben einer Chocolaterie (halte ich für eine tolle Idee- speziell für sexuell frustrierte Menschen), kleine Gäßchen mit kleinen Holzhäusern in denen sich noch kleinere Cafés befinden.... und und und. Und dann haben die noch Pfahlbauten wie in der Hallstatt- äh, Steinzeit!
Aber das wohl beeindruckenste ist der Friedhof. Jaaaaaa, sehr morbid, na und? Ich mag Friedhöfe.
Und der in Trondheim neben der Kathedrale ist richtig klasse.








Dass wir wegen Blasphemie nicht verhaftet werden, muss man der hiesigen Exekutive hoch anrechnen. Nicht jede Pfarrer sieht es gerne, wenn übermütige StudentInnen sich über Heilige lustig machen.







Aber nach ein paar Stunden gilt auch hier das Motto "been there, done that!"- also ab in den Zug und die Heimfahrt antreten. Dauert eh nur 13 Stunden. Für alle, die es noch nicht begriffen haben: DREIZEHN STUNDEN. Von Trondheim nach Kristiansand. Und das für 20 Euro. Kein Schmäh! Zugfahren ist großartig- wenn man früh genug bucht, erhält man ein Minipris Ticket, und unseres kostet nur 199 NOK- also rund 20 Euro. Die Zugfahrt ist- wie auch die Schifffahrt- großartig! Wir fahren durch Skigebiete, Auen, zerklüftete Berglandschaften, grüne Täler.
Irgendwann kann mein Hirn diese ganzen wunderbaren Impressionen nicht mehr verkraften und fixiert sich auf einen Punkt: DIE SKIGEBIETE.
Eine Frage, die mich seither quält: Wie zum Henker hat Aksel Lund Svindal (den ich noch immer nicht getroffen habe *Seufz*) so gut skifahren gelernt? Diese Lifte sind aus dem achten Jahrhundert, die Pisten sind maximal mit "rot" auf einer Karte einzuzeichnen und wie man da hin kommt ist mehr Survivaltrip als alles andere. Ich glaube Aksel hat in Österreich skifahren gelernt. So wie alle guten Skifahrer eben... und Kjetil und Lasse?- Na, die waren eben auch in Österreich trainieren. Nicht jetzt, dass ich immer patriotischer werde hier in Norwegen, aber unsere Skigebiete sind echt besser. Und die Skifahrer auch. Und billiger ist es auch. Und leichter hinkommen tut man bei uns auch. Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass ich in Norwegen wirklich gerne skifahren gehen würde, mir aber weder Ticket noch eine geliehene Ausrüstung leisten kann??? - Is aber in Wirklichkeit eh egal, weil d'Zwieselalm is eh viel schöner.
Also- ich beschäftige mich also vier Stunden lang mit dieser Frage (remember: wieso der Aksel so toll is...), bis wir in Oslo umsteigen müssen. Und wenn treffen wir dort? Studienkollegen, die gerade aus Tromsö gekommen sind. Kurze Unterhaltung über "wie wars?- ja eh cool. und bei euch?- ja eh auch.- aha, ok.", im kleinen Zugklo Zähne putzen (Waschcontainer auf Festivals sind nach drei Tagen Gatsch noch immer hygienischer als DAS), versuchen es sich gemütlich zu machen und dann schlaaaaaaaaaaaaafen. Soll heißen: Gerade hinsetzen, Lehne zurückstellen. Dann etwas zur Seite drehen, feststellen, dass zu ungemütlich. Auf andere Seite drehen. Geht nicht, weil Kopf immer zur Seite klappt. Ganz seitlich hindrehen, die Beine über Dodos Beine legen, versuchen zu schlafen. Durch einen brutalen Schubser wachgerüttelt werden und feststellen: Keksis Beine sind zu schwer für Dodo, also wieder anders hindrehen... dieses Spiel kann von 23:00 bis 04:03 (Ankunftszeit in Kristiansand) gespielt werden. Eignet sich perfekt um irgendwann hochgradig aggressiv zu werden und Züge zu hassen.
Nach einer weiteren schlaflosen Nacht tapsen wir also aus dem Zug und fallen in ein Taxi, dass wir uns zu Viert teilen. Schließlich können wir eeeeeeendlich nach einer Woche "Schlaflos in Norwegen" in unser Heitibetti fallen. Und was wartet dort auf uns?- Richtig. Die Landkrankheit, sprich: ein schwankendes Bett und tagelangen durchgehenden Schwindel- der übrigens noch immer anhält.

2 Kommentare:

  1. Bei dem letzten Satz, als ihr ins Bett gefallen seid, hatte ich schon befürchtet, dass euch ein Feueralarm heimgesucht hat.

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  2. Ein ausgesprochen gelungenes Bild von Dir. Echt.

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