13.10.2010

Dodos Reisetagebuch – Hurtigruten

das trocknen der sachen in der jugendherberge war relativ unnötig, weil wenn man vollbepackt ca. 20 minuten durch strömenden regen latscht... naja, dann sind die sachen eben wieder nass. aber erst mal aufs boot. die ms polarlys (zu deutsch polarlicht). ohne kabine. naja, fast ohne kabine.
nach dem einchecken schickt uns der freundliche hotelchef in den gepäckraum, in dem wir unsere rucksäcke ablegen dürfen. innerhalb von sekunden sieht der gepäckraum aus wie ein flüchtlingslager und riecht wie eine herrenumkleidekabine – das kommt davon wenn man nasse jacken und feuchte klamotten überall wo man platz dafür findet zum trocknen aufhängt. also, dann machen wir uns mal auf die suche nach einer schlafgelegenheit. der hotelchef gibt uns unter der hand den hinweis, dass wir wohl im panoramadeck übernachten können, wenn alle anderen gäste weg sind. also auf zu deck 7 – dort soll das sein.
euphorisch laufen wir durch unser (noch) leeres, riesiges "schlafzimmer" und fragen uns, wieso es menschen gibt, die eine 2x2 meter große kabine buchen, wenn sie das hier viel günstiger haben können (das bild links). später sollten wir das noch herausfinden. langsam aber sicher kommen mehr und mehr passagiere – in erster linie deutsche rentner – an bord und die personen in unserem schlafzimmer erreichen eine beunruhigende anzahl. aber glücklicherweise ist der altersschnitt bei 70+ und der tag war für alle lang, also ist um halb 12 ruhe. also runter in den keller, zähne putzen und dann auf einer der bänke gemütlich machen. gemütlich bei einer liegefläche von ca. 50cm breite und einem seegang im bug des schiffs ist allerdings wohl kaum das wort der wahl und so stehe ich nach einer nettoschlafzeit von höchstens 2 stunden um 6 am fenster und sehe dem schiff beim anlegen zu. wo genau, weiß ich nicht aber das wetter war ... sagen wir mal so wie in bergen. überall liegen mittellose studenten auf bänken und teilweise auf dem boden. ein älterer herr stellt seinem mitreisendem freund gegenüber fest, dass er es wohl nicht in ordnung fände, dass hier kabinenlose passagiere an bord sind, andere mitreisende fragen uns, wann wir denn (endlich) wieder auschecken. wir fühlen uns also wenig willkommen. macht aber nix – uns gefällts hier.
wie gesagt, feinstes bergener wetter draußen, obwohl wir längst weit weg von bergen sind. also erst mal kultivieren. nach einer kurzen dusche im keller (ich denke übrigens kaum, dass das ein nautisch korrekter ausdruck ist, aber es war eben wie im keller da unten) ist von "oh mann, jetzt haben wir auf dem blöden boot auch wieder nur sch*** wetter" keine spur mehr. dafür seegang, also retten wir uns in den hinteren teil des schiffs, wo es ja ruhiger sein soll. dort sitzen wir (keks und ich) geschlagene 2 1/2 stunden und starren aus dem fenster und die aussicht zu beschreiben ist genau so sinnlos, wie fotos davon zu zeigen, das sollte man gesehen haben.
mittlerweile ist es fast mittag und wir legen in ålesund an – die angeblich schönste stadt norwegens und wir haben knappe 3 stunden zeit uns selbst davon zu überzeugen, bevor wir wieder ablegen.
also im laufschritt durch die jugendstil-stadt... 20 minuten später haben wir alles gesehen. die größte ist sie also nicht, aber optisch quasi postkartenniveau. also auf zum stadtberg aksla um die 418 stufen zum gipfel zu erklimmen. von dort aus hat man eine ebenfalls postenkartenmäßige aussicht auf die stadt und mehrere kleine inseln.
ach übrigens, jeder weiß bestimmt was "seekrank" heißt. ich durfte herausfinden, wie es sich anfühlt "landkrank" zu sein. immer wieder stolpere ich über wellen im boden, die da gar nicht sind und wenn ich still stehe, schunkle ich wie ein betrunkener volksmusikfan still und leise vor mich hin.
als wir von ålesund ablegen liegen wir auf dem sonnendeck und genießen die letzten sonnenstrahlen des tages um wenig später zeugen eines mehr als kitschigen sonnenuntergangs zu werden. gegen 22 uhr legen wir in kristiansund an (man beachte das "U", wir sind also nicht "zu hause" angekommen). hier von bord zu gehen lohnt sich wenig, wie wir herausfinden sollten, also drehen wir nach 20 minuten um, gehen zurück aufs schiff und machen uns wenig später wieder auf in unser überdimensionales, öffentliches schlafzimmer. diesmal fällt das mit dem schlafen auch leichter, weil ich mich nicht krampfhaft irgendwo festhalten muss um nicht aufgrund des seegangs von der bank zu fallen.
bei strahlendem sonnenschein – naja fast, die sonne geht gerade erst auf – legen wir in trondheim an.
aber das ist eine andere geschichte.

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